Gröbitz/MZ.
Die Antwort auf die Frage, ob der alte Holzmichel noch lebt,
musste bis zum Abend aufgeschoben werden. Wichtigeres
drängte in die voll besetzte Halle des Gröbitzer
Agrarbetriebes am Samstagvormittag zu einer
Podiumsdiskussion, die vom gerade beendeten Boykott der
Milchbauern überschattet war.
Debattiert wurde, ob Tierhalter und Getreidebauern so viel
Geld für ihre Erzeugnisse bekommen, dass sie überleben
können. "Richtig dreckig geht es den Milchproduzenten, den
Schweinehaltern und Schäfern", schilderte Fritz Schumann,
Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes.
Dem konnte Agrarministerin Petra Wernicke (CDU) nur
zustimmen. "Die Landwirtschaft ist gut aufgestellt, aber
ihre Wirte brauchen Preise, damit sie überleben. Dafür hat
die Politik den Rahmen zu schaffen. Sie haben mich auf ihrer
Seite", versicherte sie in Anbetracht neuer
Rahmenbedingungen, die für die Landwirte in Form eines
"Gesundheitschecks" in Aussicht stehen und nichts Gutes
verheißen.
Nach der Theorie dann auf einer einstündigen Bustour die
Praxis. Gastgeber Kurt Enke, Geschäftsführer des Gröbitzer
Agrarbetriebes, überzeugte mit Fachwissen und zeigte gern
die Flur. 1986 war er im Ort LPG-Vorsitzender für 280
Mitarbeiter. Heute hat er sechs Mitstreiter und bildet drei
Jugendliche aus. 2 100 Hektar Nutzfläche wurden umrundet. Zu
sehen waren prächtig stehender Weizen auf 1 000 Hektar,
Wintergerste, Raps, Zuckerrüben, Roggen und Erbsen.
Friedrich Prüfer, einer von rund 600 Verpächtern, schaute
sich das wohlwollend aus dem Busfenster an. 16 Hektar hat er
an den Agrarbetrieb verpachtet. Er ist stellvertretender
Bürgermeister der Gemeinde Schönburg und fand: "Das Land ist
in guten Händen." Das Getreide steht gut, meinte so mancher
sachkundig. Der Gröbitzer Enke wagte eine Prognose: "Wir
haben zwar die ersten Hitzeschäden, aber ich glaube an eine
akzeptable Ernte mit guten Erträgen."
Helmut Schmalz, Rudolf Schlüssler und Fritz Reichert dachten
das auch. Das Trio aus Schönburg, zusammen 237 Jahre alt,
bestaunte Schläge und Technik und konnte gar nicht fassen,
wie enorm sich die Landwirtschaft entwickelt hat. Die Männer
sind vor Jahrzehnten noch mit Pferd und Pflug über die
Äcker. Ob der Holzmichel noch lebt, das wissen sie nur aus
dem Fernsehen. Beim großartigen Konzert der "Randfichten" am
Samstagabend mischte sich dann unter die begeisterten
Zuschauer auch Sylvia Scholz, die in Gröbitz geboren wurde.
Und lautstark sang die 43-Jährige mit: "Ja, er lebt noch."
Quelle:
mz-web.de