10.06.08

Holzmichel besucht Bauern

Fünfter Tag des offenen Hofes im Burgenlandkreis
 
Fachsimpelei

Beim Tag des offenen Hofes des Burgenlandkreises in Augenhöhe mit modernster Technik des Agrarbetriebes Gröbitz: Landwirt Karsten Werner fachsimpelt hier mit Stefan Uherek aus Gröbzig sowie den Zeitzern Siegrid Lehnert und Frank Rösler (von links). (MZ-Foto: Maik Schumann)

Gröbitz/MZ. Die Antwort auf die Frage, ob der alte Holzmichel noch lebt, musste bis zum Abend aufgeschoben werden. Wichtigeres drängte in die voll besetzte Halle des Gröbitzer Agrarbetriebes am Samstagvormittag zu einer Podiumsdiskussion, die vom gerade beendeten Boykott der Milchbauern überschattet war.
Debattiert wurde, ob Tierhalter und Getreidebauern so viel Geld für ihre Erzeugnisse bekommen, dass sie überleben können. "Richtig dreckig geht es den Milchproduzenten, den Schweinehaltern und Schäfern", schilderte Fritz Schumann, Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes.
Dem konnte Agrarministerin Petra Wernicke (CDU) nur zustimmen. "Die Landwirtschaft ist gut aufgestellt, aber ihre Wirte brauchen Preise, damit sie überleben. Dafür hat die Politik den Rahmen zu schaffen. Sie haben mich auf ihrer Seite", versicherte sie in Anbetracht neuer Rahmenbedingungen, die für die Landwirte in Form eines "Gesundheitschecks" in Aussicht stehen und nichts Gutes verheißen.
Nach der Theorie dann auf einer einstündigen Bustour die Praxis. Gastgeber Kurt Enke, Geschäftsführer des Gröbitzer Agrarbetriebes, überzeugte mit Fachwissen und zeigte gern die Flur. 1986 war er im Ort LPG-Vorsitzender für 280 Mitarbeiter. Heute hat er sechs Mitstreiter und bildet drei Jugendliche aus. 2 100 Hektar Nutzfläche wurden umrundet. Zu sehen waren prächtig stehender Weizen auf 1 000 Hektar, Wintergerste, Raps, Zuckerrüben, Roggen und Erbsen.
Friedrich Prüfer, einer von rund 600 Verpächtern, schaute sich das wohlwollend aus dem Busfenster an. 16 Hektar hat er an den Agrarbetrieb verpachtet. Er ist stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Schönburg und fand: "Das Land ist in guten Händen." Das Getreide steht gut, meinte so mancher sachkundig. Der Gröbitzer Enke wagte eine Prognose: "Wir haben zwar die ersten Hitzeschäden, aber ich glaube an eine akzeptable Ernte mit guten Erträgen."
Helmut Schmalz, Rudolf Schlüssler und Fritz Reichert dachten das auch. Das Trio aus Schönburg, zusammen 237 Jahre alt, bestaunte Schläge und Technik und konnte gar nicht fassen, wie enorm sich die Landwirtschaft entwickelt hat. Die Männer sind vor Jahrzehnten noch mit Pferd und Pflug über die Äcker. Ob der Holzmichel noch lebt, das wissen sie nur aus dem Fernsehen. Beim großartigen Konzert der "Randfichten" am Samstagabend mischte sich dann unter die begeisterten Zuschauer auch Sylvia Scholz, die in Gröbitz geboren wurde. Und lautstark sang die 43-Jährige mit: "Ja, er lebt noch."

                                                                                                                                                          Quelle: mz-web.de