Quelle: mz-web.de

Feinheiten entscheiden Match auf Augenhöhe

VON STEFAN THOMÉ
 
Kenny Dober
Kenny Dober von der SG Saaletal Reichardtswerben/Prittitz bereitete sich mit insgesamt neun Toren als bester Schütze im Derby gegen den Weißenfelser HV sein ganz persönliches Geburtstagsgeschenk. (FOTO: PETER LISKER)
 
WEISSENFELS/MZ. "Das war Gänsehaut pur", sagte der dennoch sichtlich geknickte Kapitän des Weißenfelser Handballvereins, Christian Braun, nach der 23:27-Niederlage im Verbandsliga-Derby gegen die gastgebende SG Saaletal Reichardtswerben / Prittitz. "Die Stimmung war wahnsinnig, das geht an keinem vorbei. Man hat auf dem Feld sein eigenes Wort und die Pfiffe der Schiedsrichter nicht mehr gehört", zeigte er sich wie alle anderen Anwesenden begeistert und fügte hinzu: "Schade, dass es für uns nicht zu mehr gereicht hat."
Neben ihm sitzt der Matchwinner des Abends, Kenny Dober, der mit neun Treffern maßgeblich zum Sieg seiner Mannschaft beitrug und sich damit selbst seinen 21. Geburtstag versüßte. Zusammen stießen die beiden mit Sekt an und hoffen nun, dass der WHV am letzten Spieltag den Klassenerhalt perfekt machen kann. Dafür müssen die Weißenfelser ihre Heimpartie am kommenden Sonntag gegen die TSG Wittenberg, einen direkten Konkurrenten aus dem Tabellenkeller, gewinnen. Und vielleicht gibt es zusätzliche Unterstützung von der SGS im Match gegen Zerbst.
"Wir werden natürlich alles geben, um Schützenhilfe zu leisten", so SGS-Kapitän Peter Klaaßen, der wohl zum letzten Mal in den Genuss der tollen Atmosphäre von rund 1 000 lautstarken Handball-Fans kam, die sich gegenseitig so richtig aufheizten. Beim Einlaufen war der 39-Jährige offiziell von der ersten Mannschaft mit rotem Teppich und einem Spalier verabschiedet worden, in das sich auch die WHV-Spieler eingereiht hatten. "Wir erwarten im November unser zweites Kind, da möchte ich mehr Zeit für die Familie haben. Aber ich werde aktiv bleiben und stehe als Aushilfe noch zur Verfügung", erklärte Klaaßen nach dem Schlagabtausch.
Der verlief abwechslungsreich. Nachdem der WHV die ersten zweieinhalb Minuten in Ballbesitz nicht zum Erfolg kam, setzten sich die Saaletaler auf 5:2 leicht ab (8. Minute). Die Gäste kamen auf 4:5 heran (13.), während die SGS über die Stationen 6:4, 8:6 und 9:7 weiter vorn blieb. Dem erneuten Anschluss folgte ein kleiner Coup von Braun, der direkt von der Strafbank kommend einen Pass abfing und damit das 9:9 einleitete. Das war gleichzeitig die Wende im ersten Durchgang. WHV-Tormann René Wyremba, der Michael Vogt abgelöst hatte, parierte nun scheinbar alles. Er hielt auch die 12:11-Pausenführung fest, in dem er einen Tempogegenstoß in der letzten Sekunde vereitelte.
Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit gehörte ebenfalls dem WHV, der seine Führung auf 15:12 ausbaute (35.) und bis zum 16:13 hielt. "Das war unser üblicher Bruch im Match", kommentierte Klaaßen die Schwächeperiode seines Teams, "doch wir haben uns dann reingekniet und wieder herangekämpft." Die Weißenfelser trugen mit teils doppelter Unterzahl aufgrund von Zeitstrafen ihren Anteil dazu bei, dass das Duell in der 45. Minute mit 17:17 wieder offen war. Bis zum 20:20 ging es hin und her. "Dann haben wir innerhalb weniger Momente die entscheidenden Fehler gemacht", ärgerte sich Braun, "wir waren auf Augenhöhe, haben es uns selbst vermasselt." Die Abschlüsse gingen entweder am Tor vorbei oder waren eine sichere Beute für SGS-Keeper Sebastian Laukner. So zogen die Saaletaler auf 26:20 davon (58.). Braun sah den Druck, der die Mannschaft lähmte, als Grund, während SGS-Pressesprecher Holger Schöpe den Ausgang aufgrund der konditionellen Stärke erwartet hatte.

Reichardtswerben / Prittitz: Laukner und Kuckuk im Tor, Dober (9 Tore), Enke (4), Jänckel, Faust, Reimer, Korn (je 3), Wedwitschka (1), Schade, Sträletzky, Eichentopf, Klaasen, Lisker, Müller.

Weißenfels: Wyremba und Vogt im Tor, Wrobel, Schrei (je 8), Schmoeckel (4), Weniger (3), Radam, Wasser, Zeigermann, Braun, Proschwitz, Kötteritzsch, Kunth.