Vor zwei Jahren, als der TSV trotz tatkräftiger Unterstützung
einiger Freunde aus Prittitz dem Abstieg aus der Verbandsliga entgegen
schlitterte, sind wir mit dieser Situation hier im Magazin offen umgegangen.
Auch jetzt versuchen wir wieder ehrlich mit den aktuellen Ereignissen
umzugehen, schließlich stehen vier Niederlagen in Folge zu Buche, obwohl
man erwarten konnte, dass sich die Jungs gegen den Tabellenvorletzten im
Merseburger Duell letzten Samstag „gesundpunkten“ würden.
Ich war als wohlwollender Zuschauer vor Ort und stehe jetzt ziemlich ratlos
da. Man kann der Truppe den Siegeswillen nicht absprechen, vielleicht will
jeder Einzelne zu viel. Wir haben sehr gute Handballer in unseren Reihen,
spielstark und intelligent. Aber irgendwie schaffen sie es nicht, konsequent
über einfache Spielzüge zum Erfolg zu kommen. Zwischenzeitlich war es gut zu
erkennen, wie einfach es sein kann, mit mannschaftlichem Können zurück ins
Match zu finden.
Mit dieser Ratlosigkeit stehe ich nicht alleine da, mir fiel letzten Samstag
der Unmut der gesamten mitgereisten Anhängerschaft auf. Ich hoffe, dass die
zahlreichen Saaletaler Fans ihrer Mannschaft auch weiterhin die Treue halten
werden. Setzt dies etwa die Mannschaft zu sehr unter Druck?
Eigentlich konnten unsere Männer doch wesentlich entspannter in die neue
Spielzeit gehen als in der Saison davor. Damals war das Ziel
„Aufstieg!“ groß auf unsere Fahnen gestanzt worden. Jetzt hieß es,
gut in der Verbandsliga mitzuspielen. Doch nun muss aufgepasst werden, nicht
ins Gerangel des Tabellenkellers zu geraten.
Coach Daniel Wolf-Dziura, was genau
für Probleme gibt es denn?: „Die
Euphorie nach dem Aufstieg ist weg und die Probleme sind vielschichtig. Dass
nach den langwierigen Verletzungen von Kreisspieler Frank Eichardt
(Achillessehnenriss) und Peter Klaaßen (andauernde Knieprobleme) der Kader
auf nunmehr 11 Mann zusammengeschmolzen ist, ist ein Problem. Trotzdem
verfügen wir immer noch über einen guten ersten Sechser. Die müssen dann
aber zumeist 60 Minuten durchspielen. Die Zweite hilft uns wo sie kann, aber
es fehlen einfach die sportlichen Alternativen mit Ausnahme von Oliver Meyer
und Christian Kuckuk. Hier sehe ich das größere Problem. Wenn für die
Stammspieler keine adäquaten Ergänzungen da sind, kommen wir mittlerweile zu
oft in den roten Drehzahlbereich. Wir werden uns wohl oder übel über die
Zukunft der Zweiten in der Bezirksliga Gedanken machen müssen. Ich brauche
noch zwei Mann für den Stammkader der Ersten, was das für die Zweite heißt,
dürfte auch klar sein.
Zudem hinken beide Torhüter immer noch hinter den Leistungen der letzten
Saison hinterher, auch wenn ich gegen Buna wenig Anlass zur Kritik hatte.
Mit Christian Kuckuk, der zurzeit in der Zweiten hält, steht aber einer der
Nachrücker wohl auch fest. Man könnte hier fast jeden einzelnen aufzählen,
vielleicht mit Ausnahme von Korn und Wedwitschka, der in seiner ersten
regulären Verbandsligasaison überzeugt. Die menschlichen Baustellen im Team
sind immer noch existent, die Ansprache untereinander teilweise
unangemessen. Das gibt mannschaftlich ein schlechtes Bild ab und macht uns
auf der Suche nach Verstärkungen von Außen auch nicht attraktiver.
Trotzdem dürfen wir uns nicht verrückt machen lassen. Unser spielerisches
Vermögen rufen wir viel zu wenig ab. Buna sah in der Anfangsviertelstunde
kein Land, aber die Brechstange müssen wir im Waffenschrank lassen. Und wenn
dann Falko Rumler sein Potential auch abrufen kann, sollten wir keine
Probleme bekommen. Trotzdem müssen wir auf der Hut sein. Ich kann mich an
die angesprochene Situation im letzten Verbandsliga-Jahr des TSV
Reichardtswerben noch erinnern. Das wird uns nicht wieder passieren.“
Hier soll keinesfalls eine Krise herauf beschworen werden, aber ich
denke, dass jeder Fan ein Recht auf diese Informationen hat. Ich habe
absolutes Vertrauen in unsere Truppe und hoffe, dass sie zurück zum
Miteinander finden, denn nur so können die kommenden Aufgaben auch
gemeistert werden!
Nun aber endlich zum Heute! In Plotha empfangen wir die zweiten Männer des
SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz. Ich werde mich hüten, unsere Gäste als
Kanonenfutter anzupreisen, obwohl die Oberliga-Reserve noch gänzlich ohne
Punkt dasteht. Ich bin mir nämlich absolut sicher, dass die Gäste sich zu
den allermeisten Partien stets viel vornehmen und so wird es auch heute der
Fall sein. Denn schließlich informieren sich auch unsere Gegner darüber, wie
es hier im Saaletal so läuft.
Und damit allen Schlachtenbummlern ein herzliches Willkommen! Hoffen wir auf
eine spannende Partie zwischen zwei Kontrahenten, welche zwar gegen ihre
Probleme, noch mehr jedoch um jeden Punkt kämpfen werden.
Holger |