Ihr merkt, ich habe an dem Abschied ganz schön zu
knappern!
Weil es nämlich groß und gut war in der SGS. Aber sie macht ja lediglich
Platz für ein noch größeres Projekt, der Liaison zwischen HSV
Naumburg-Stößen und SKV Prittitz. Der TSV Reichardtswerben, mein Verein,
geht nach sechs gemeinsamen Jahren mit Prittitz wieder seinen eigenen Weg.
Was war das für eine tolle Zeit, es ging fast immer nur bergauf. Aber wie
viele Trainer haben wir dennoch verschlissen!
Gegründet wurde die SG Saaletal vor der Saison 2007/08. Die Spieler beider
Männermannschaften von SKV & TSV sahen sich in der Bezirksliga nicht gut
genug aufgehoben, wollten zurück in die Verbandsliga. Die Vorstände mochten
ihren Akteuren ebenfalls eine erfolgversprechende Plattform bieten. Beiden
Vereinen fehlte dazu allein die Kraft, und so ging man zusammen mit einem
klaren Ziel in die erste gemeinsame Bezirksliga-Saison.
Als Coach konnte Jürgen Thomas verpflichtet werden, welcher aus dem zusammen
gewürfelten Haufen eine Einheit formen sollte. Gleich im ersten Match in
Querfurt brach sich der etatmäßige Mittelmann Martin Faust den Unterarm, und
brachte damit erstmal das gesamte Konzept durcheinander. Der Truppe wurde
von Anfang an eine hohe Moral abverlangt, was sich für die Zukunft immer
wieder als hilfreich erweisen sollte!
Das erste Derby beim WHV gewann der Gastgeber in einer fairen und bis zum
Schluss spannenden Partie mit 29:28. Ein gewisser Kenny Dober schenkte der
SGS dabei 15 Tore ein ...
Beide Vereine gingen im Gleichschritt auf die Meisterschaft zu und so kam es
zum extrem brisanten Rückspiel, erstmals in der Weißenfelser Stadthalle. Was
für ein Spektakel, 1000 Zuschauer feuerten ihre Teams frenetisch an. Coach
war da schon Daniel Wolf-Dziura, weil man sich im Februar von Jürgen Thomas
getrennt hatte. 27:25 gewannen die Saaletaler und dieses eine Törchen
Differenz verhalf der SGS zum sofortigem Aufstieg in die Verbandsliga, was
für eine Party !!!
Zur Saison 2008/09 verabschiedete sich berufsbedingt Linksaußen André
Schmidt, die Truppe blieb ansonsten zusammen. Es war ein vom Abstiegskampf
geprägtes Jahr, welches letztendlich mit Rang zehn gut gemeistert wurde.
Vor der Spielzeit 2009/10 übernahm das Trainerduo Dirk Stöckl und Frank
Eichardt den Verbandsligisten, da Wolf-Dziura arbeitsbedingt den Posten
abgab. Die beiden Neuzugänge Matthias Reimer und Kenny Dober aus Weißenfels
sollten schnell integriert werden, was durch deren Einsatz auch prima
gelang. Beide Derbys (der WHV war uns in die Verbandsliga gefolgt) gingen an
die SGS, ein fünfter Rang war ein überaus gutes Ergebnis, schließlich wollte
man lediglich die „Großen“ ärgern.
Die SGS wurde immer begehrlicher, ihr Name war mittlerweile ein echte Marke
im Süden von Sachsen Anhalt. Mit breiter Brust ging es in die Saison
2010/11. Durch den Weggang von Dauerläufer Matthias Reimer wurde zwar ein
Loch gerissen, aber mit den Neuzugängen Benny Proschwitz, Falko Rumler aus
Weißenfels, sowie Martin Laue aus Naumburg hatte sich die Spielgemeinschaft
ganz gezielt verstärkt.
Wiederum gewann die SGS beide Derbys, diesmal jeweils deutlich. Ich will
hier an eine ganz kleine Szene erinnern, welche sich im Spiel beim WHV
zutrug. Damals kam direkt nach dem Anpfiff der Kapitän der Weißenfelser in
die dritte Zuschauerreihe und gab mir die Hand. Ich bringe das hier, nicht
weil ich darin involviert war (ja, was der Holger so alles erlebt hat),
sondern, weil ich mich zum ersten Mal verstanden gefühlt habe! Jahrelang
kämpfte ich darum, gerade dieses Derby als Chance für unseren Sport, als
Werbung für den Handball zu nutzen und sich natürlich auch so zu benehmen.
Teilweise artete es ja immer wieder aus, auch der Wechsel von Dober
polarisierte viel zu extrem. Christian Braun hatte das verstanden. Das Derby
ist ein Feiertag, eine Chance, unentschlossene Sportfreunde für unseren
Handball zu begeistern!
Schlussendlich erreichten wir mit der Vizemeisterschaft die bis dato beste
Platzierung und wollte nun natürlich noch mehr. Aber wir lernten dazu:
sportlicher Erfolg ist nicht planbar!
In der Sommerpause erhielt die SGS mit Christian Haufe, Jochen Gotter und
Martin Linse weiteren Zulauf aus Naumburg, wir alle redeten nur noch vom
Aufstieg. Im Nachhinein ein Riesenfehler, womit sich unsere defensive
Erwartungshaltung in dieser Saison natürlich erklären lässt.
Zum Auftakt der Spielzeit 2011/12 verlor man gleich beim Aufsteiger USV
Halle, die SGS kam überhaupt nicht in Fahrt. Auch das Derby beim WHV ging
seit langem mal wieder verloren. Es kriselte auf vielen Baustellen, dies war
eine ganz schwere Zeit, letztendlich wissen wir um die gemachten Fehler!
Trotz der enttäuschenden Entwicklung (erstmals stagnierte die SGS) zog sich
die Mannschaft aus dem Tief und brachte die Saison gerade zum Ende hin noch
sehr versöhnlich über die Runden. Rang acht (zwei Punkte hinter dem WHV) war
zwar kein so gutes Ergebnis, aber die Erfahrungen, die wir dabei sammeln
konnten, halte ich für enorm wichtig!
Und nun stehen wir ganz am Ende der aktuellen Spielzeit 2012/13 und der SGS!
Ohne großes Tohuwabohu ging es in diese Saison, wieder mit einem neuen
Trainergespann. Frank Eichardt kümmerte sich zuerst um die Reserve, bevor er
dann zu den Oberliga-Frauen des WHV wechselte und dort zusammen mit Martin
Faust um deren Klassenerhalt kämpft. Lothar Klatt und Dima Radkevich vom HC
Einheit Halle übernahmen das Verbandsligateam und brachten mit David
Steinfeld, Paul Böttcher und Marcel Grossmann drei neue Akteure mit. Später
folgten noch Christian Lange und Silvio Donatien.
Mit Äußerungen zur Zielstellung hielt man sich zurück, da waren wir
schließlich gebrannte Kinder aus der Vorsaison. Dennoch merkte man dem Team
an, dass es den ganz großen Wurf schaffen wollte. Und so kamen wir bis
jetzt, trotz der Verletzungen von Linse, Gotter und Dober, gut durch die
Spielzeit, verabschiedeten uns jedoch von Coach Klatt und vertrauen alleine
auf Spielertrainer Radkevich. Lothar wurde dennoch immer wieder bei den
Spielen seiner Truppe gesehen, ein sehr loyales, ehrliches Verhalten!
Beide Derbys wurden gewonnen, lediglich gegen die direkten Konkurrenten
Jessen (zweimal), Wittenberg und Kühnau verlor man, in Köthen schafften wir
ein Remis. Und dann kam es jetzt in Spergau zum kollektiven Versagen! Die
Ursachen lassen sich schwer ergründen, dies sollten wir auch dem Team samt
Coach überlassen. Leider haben die Jungs die Meisterschaft nun nicht mehr in
eigener Hand. Wir müssten heute unbedingt gegen Kühnau gewinnen und
gleichzeitig darf Wittenberg nicht in Bernburg siegen. Naja, das hätten wir
vielleicht leichter haben können. Aber was heißt „leichter“? Gegen die SG
Kühnau gewinnen? Sorry, aber unter der Woche habe ich so viel Frust und
Resignation erlebt, ein Sieg erscheint mir da einem Wunder gleichzukommen.
Und das Wittenberg patzt, umso mehr! Ich hoffe einfach, dass sich die Truppe
heute nochmal zerreißt, dann sehen wir weiter …
Ganz egal, wie die Sache heute, am Ende der Spielgemeinschaft zwischen
Prittitz und Reichardtswerben, ausklingt. Wir sollten allen Danken, welche
ihren Beitrag für die erfolgreiche Zeit mit der SG Saaletal erbracht haben.
Da waren die Trainer Thomas, Wolf-Dziura, Eichardt, Stöckl und Klatt. Viele
Spieler kamen, viele verließen das Team. Schmidt und Kevin Jänckel, Reimer,
Rumler und Peter Klaaßen, sowie zuletzt Christian Kuckuk, Faust, Philipp
Wedwitschka und Tino Eichentopf. Sie alle hatten ihren Anteil am Erfolg!
Auch die Arbeit zwischen beiden Vereinen war durchaus angenehm sowie sehr
spannend. Wir haben alle viel gelernt und neue Freunde gefunden. Aus dem
Willen, sich für eine gemeinsame Sache zu vereinen, ist ein fruchtbarer
Boden für den Handball in unserer Region geworden.
Doch irgendwann zieht es manche zu höheren Aufgaben, anderen wird dies dann
mit all den Konsequenzen zu viel. Und so trennen sich heute hier unsere
Wege, zumindest auf Vereinsebene. Das schließt auch dieses MAGAZIN mit ein,
welches der TSV exklusiv betreut hat. In den letzten Jahren wurde das sein
größter Beitrag innerhalb der SGS, einen Löwenanteil trug Prittitz. Der TSV
hat sich hier sehr wohl gefühlt, merkt aber, dass es Zeit ist, wieder
kleinere Brötchen zu backen. Danke!
Ich habe diese Plattform stets als Fan betrieben, nicht als
Verantwortlicher. Was ich für mich als Anhänger recherchiert habe, konnte so
schnell an alle weitergegeben werden. Die Entscheidung für mein Ende hier
hat primär nichts mit der Trennung beider Vereine zu tun, vielmehr warten
auf mich beim TSV mehr Aufgaben als bisher, denn auch dort soll es ja
weitergehen. Aber ich will auch in Zukunft Korn, Sträletzky & Co. spielen
sehen, ich bleibe deren Fan!
Prittitz hat sehr gute Schreiberlinge, welche sogar unmittelbar an der Basis
sitzen, nur Mut! Ich sage meinen Dank, bleibt objektiv und fair!
Ein letztes „Frisch Auf“, Euer Holger
Spielbericht SG Saaletal vs. SG Kühnau |