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                                               23.12.08

Quelle: www.volksstimme.de

Drei Millionen Pfund für 2 Handballteams für 2012

London ­ Handball und Großbritannien - das passte bislang überhaupt nicht. Doch mit drei Millionen Pfund (4,3 Mio. Euro), einer riesigen Überzeugungsarbeit und nicht zuletzt mit dänischer Hilfe soll es bis Olympia 2012 passend gemacht werden.
"Jetzt können wir unser Programm starten", jubelte Paul Goodwin, als London am 6. Juli 2005 den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012 bekam. Goodwin zählte schon vor zwei Jahren zu den wenigen Enthusiasten auf der von Fußball, Rugby und Cricket dominierten sportverrückten Insel, die sich für Handball interessierten. Heute ist der Londoner hauptamtlicher Manager der British Handball Association (BHA) ­ und hat die Aufgabe, eine Sportart innerhalb von fünf Jahren "von null auf hundert" zu pushen.
"Vor 2005 existierte Handball in Großbritannien überhaupt nicht, niemand kannte diese Sportart, geschweige denn die Regeln", sagte Goodwin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. In Internet-Suchmaschinen findet man unter Handball und England vornehmlich "die Hand Gottes" von Diego Armando Maradona, denn "Handball" im eigentlichen Sinne ist im Englischen das Handspiel beim Fußball. Also grenzte man sich ab, spricht von "Team Handball" oder "Olympic Handball". Auf der BBC-Homepage gibt es folgende Erklärung: "Handball ist ein schneller Sport, eine Mischung aus Basketball und Hallenfußball", heißt es dort.
Also startete ab dem 6. Juli 2005 ein Programm, das auf mehrere Ebenen angelegt ist: Erstens wolle man möglichst schnell auf der ganzen Welt Spieler mit britischer Abstammung finden, die für die britische Handball-Nationalmannschaft bei Olympia 2012 antreten wollen, zweitens wurde speziell an Schulen begonnen, Handball in den Lehrplan zu integrieren. Und drittens wurde Kontakt zum dänischen Verband aufgenommen, um das Projekt auf professionelle Beine zu stellen. "Unsere größten Talente aus England und Schottland sind in einer Akademie in Aarhus untergebracht. Dort werden sie gefördert, können unter Profi-Bedingungen trainieren", betonte Goodwin.
Zudem kaufte man sich das Knowhow von dänischen Trainern ein: Morten Arvidsson, derzeit beim deutschen Pokalsiegers HC Leipzig, ist Coach der britischen Frauen. Carsten Albrektsen, früher beim Champions-League-Teilnehmer Gudme, hat die britischen Männer übernommen. Um 2012 zwei konkurrenzfähige Teams in London aufbieten zu können, erhält die BHA vom Nationalen Olympischen Komitee und der Dachorganisation UK Sports für die Jahre 2006 bis 2009 insgesamt drei Millionen Pfund.
Und passend dazu gab es ein Casting für künftige Olympioniken: Im Juni trafen sich insgesamt 4800 Briten zu den "Sporting Giants"- Ausscheidungen. Einzige Kriterien waren die Größe (bei Männern mindestens 1,90 Meter, bei Frauen 1,80 Meter) sowie das Interesse an Sport und der gemeinsame Traum von den fünf Ringen. "Wir sprachen gezielt Athleten aus nicht-olympischen Sportarten wie Rugby oder Netball an", sagte Goodwin. 30 Geeignete wurden gefunden, einige von ihnen werden nun gezielt in Dänemark gefördert. "Wir wollen unsere Sportler bis 2009 auf einem hohen Level haben, so dass sie in ganz Europa spielen können ­ bei Topvereinen", hofft Goodwin. Auch in Deutschland wurde er fündig: Torwart Craig Smith spielt beim Verbandsligisten Hamborn 07.
2009 wird ein erstes Resümee gezogen. "Wir werden gegen große Handball-Nationen spielen und sehen, wo wir angekommen sind", meinte Goodwin. Im Frühjahr 2010 fällt die Entscheidung, ob das Geld gut angelegt war. "Wir treten nicht automatisch an. Denn nichts wäre für die Weiterentwicklung unseres Sports schlimmer, als wenn wir bei Olympia ein Desaster erleben würden", sagte Goodwin.

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