HVSA plant Ausstieg aus dem Norddeutschen Handball-Verband?

 

Quelle: hvsa.de

Mitteldeutscher Handball-Verband gegründet - Regionalverbandsstruktur in Deutschland auf dem Prüfstand

26.09.2007 - Matthias Kornes - handball-world.com

In die Debatte um die Neustrukturierung der Regionalverbände und Regionalligen ist neue Bewegung gekommen. Nachdem am 30. Juni in Halle eine Regionalkonferenz aus Vereinen und Verbänden die Kooperation der Landesverbände Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sichergestellt hatte, haben diese im Zuge ihrer Zusammenarbeit als IG Mitteldeutscher Handball nun den „Mitteldeutscher Handball-Verband“ gegründet. Zielsetzung ist weiterhin eine Umstrukturierung des Verbands- und Bundesligaunterbaus, selbst die Abschaffung der Regionalverbände ist dabei denkbar.

Am 20. September hat sich die Interessengemeinschaft „Mitteldeutscher Handball“ im thüringischen Eisenberg getroffen. Die IG, die aus den Landesverbänden Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt besteht, hat sich Mitte August gegründet und dabei auch sofort Arbeitskreise zu den Bereichen Recht und Spieltechnik gebildet.

Auf der Sitzung am 20. September hatte man die Ergebnisse der Arbeitskreise besprochen. „Die IG hat zum 13.12.07 die Gründungsversammlung des „Mitteldeutschen Handball-Verband“ nach Eisenberg einberufen“, teilte Stefan Schneider, Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit im Handball-Verband Sachsen-Anhalt (HVSA) in einer Presserklärung mit. Wie Schneider weiter mitteilte, wollen die Landesverbände so die „Ernsthaftigkeit ihres Bemühens um einen neuen Regionalverband“ unterstreichen.

Die Präsidenten der beteiligten Landesverbände werden auch den Vorstand des neu gegründeten Mitteldeutsche Handball-Verband bilden. Zunächst wurde der Mitteldeutsche Handball-Verband als eingetragener Verein gegründet. „Ob der Verband dann auf dem DHB-Bundestag als Regionalverband anerkannt wird, wird sich zeigen“, sagte Stefan Schneider. Wie Reiner Witte, DHB-Vize-Präsident Recht und auch Präsident des norddeutschen Handball-Verbandes, in dem auch Sachsen-Anhalt Mitglied ist, auf Anfrage mitteilte, kann eine solche Anerkennung durchaus geschehen: „Dieser Vorgang bedarf einer Satzungsänderung, die mit Zweidrittel-Mehrheit auf dem DHB-Bundestag beschlossen werden müsste.“ Dass der neue Verband in die Struktur des DHB aufgenommen werden soll, bekräftigte Schneider. „Das ist klar das Ziel der Initiative.“

Austritt aus dem Landesverband bis 2009

Letzten Endes soll die Gründung des neuen Verbandes ein Druckmittel in der Debatte sein, an deren Ende nach dem Wunsch der IG Mitteldeutscher Handball eine Neuordnung der Regionalligaspielstrukturen stehen soll. „Parallel zur Gründung des Mitteldeutschen Handball-Verbandes werden die drei beteiligten Landesverbände zum 30. Juni 2009 aus ihren bisherigen Regionalverbänden austreten. Man sieht also, dass es sich hier um eine langfristige und nicht kurzfristige Sache handelt“, sagte Stefan Schneider.

Mit dem Austritt und einer Umstrukturierung soll das ursprüngliche Auslöserproblem der weiten Fahrten und fehlender Regionalität in den dritten Ligen angegangen werden. „Ob wir uns dann in Sachen Spieltechnik in den bestehenden Strukturen weiter bewegen, also in den fünf Regionalverbänden, wird davon abhängen, ob wir da einen Konsens erarbeiten können. Ansonsten ist es auch denkbar, dass es zur Gründung eines sechsten Regionalverbandes mit entsprechendem Spielbetrieb kommt“, wollte Schneider mögliche Szenarien noch offen lassen.

Für Reiner Witte ist die Diskussion im Kern nicht neu: „Diese ganze Sache wird seit 15 Jahren durchdacht und geplant, wahrscheinlich könnten wir für alle neuen Ansätze auf alte Sachen aus den Akten zurückgreifen“; so Witte. Auch für Witte stellt sich derweil die Frage nach der zukünftigen Organisationsstruktur des Unterbaus: „Man muss auch über die Abschaffung der Regionalverbände nachdenken. Wenn man sich die Aufgaben der Regionalverbände anschaut, dann ist das nicht mehr allzu viel. Das ist die Schiedsrichterausbildung, die Jugendförderung wird gerade komplett anders strukturiert, darüber hinaus verwalten die Regionalverbände drei oder vier Staffeln – das sind Sachen, die auch ein Landesverband oder eine andere Struktur erledigen könnte“, sagte Witte.

Von entscheidender Bedeutung in der weiteren Diskussion wird auch die Zukunft der zweiten Ligen sein. Sollte es in absehbarer Zeit zur Einführung eingleisiger zweiter Ligen kommen, wie dies im Bereich der Handball-Bundesliga-Vereinigung der Frauen (HBVF) bereits beabsichtigt ist, dann stellt sich erst recht die Frage nach einem tiefgreifenden Umbau der Ligastrukturen. Bei derzeit fünf Regionalligen kämen Jahr für Jahr fünf Absteiger und Aufsteiger zusammen – ein Zustand dauernder Planungsunsicherheit für die Zweitligisten. Da es auf der anderen Seite kaum denkbar erscheint, dass bestehende dritte Ligen auf Aufstiegsrechte verzichten, muss eine neue Struktur her. Diese hat natürlich auch Auswirkungen auf die nächst tiefere Liga, schließlich stellt sich auch dort das Problem, wie eine weiterhin hohe Zahl von Aufsteigern in eine dann vielleicht kleinere Zahl dritter Ligen integriert werden kann. Eine Konsequenz könnte die vermehrte Gründung von vierten Ligen mehrerer Verbände ähnlich der Rheinland-Pfalz Saar Liga (RPS) oder der Baden-Württemberg Oberliga sein.

Abschaffung der Regionalverbände?

„Wenn es soweit käme, dass die eingleisige zweite Liga kommt, dann muss man sicher auch den Unterbau neu strukturieren. Ob man die Regionalverbände dann abschafft oder sowie auf drei oder vielleicht fünf reduziert, das bleibt zu sehen“, meint Reiner Witte zur Thematik. „Wir werden uns in naher Zukunft mit den Bundestrainern und den Vertretern der Verbände zusammensetzen, um zu schauen, wie wir uns strategisch am Besten aufstellen. Wie sind wir besser aufgestellt – mit einer eingleisigen oder zweigleisigen Liga?“ fragt Witte, für den sich in diesem Zusammenhang vor allem die Frage nach der Spielmöglichkeit für deutsche Spieler stellt: „Wie sich zurzeit die Lage darstellt, wird in den Medien der Handball vor allem über die Nationalmannschaft vermittelt. Es ist dann die Frage, wie in einer eingleisigen zweiten Liga die Spielmöglichkeiten für unsere Nationalspieler sind“, so Witte.

Zunächst einmal wollen die Gründer des „Mitteldeutschen Handball-Verbandes“ ihrem Konstrukt in den kommenden Wochen und Monaten mehr Leben verleihen: Die Arbeitsgruppen Recht und Spieltechnik erhielten weitere Aufgaben, so die Erstellung einer Satzung und die Ausarbeitung von möglichen Formen des Spielbetriebes in Mitteldeutschland. Auch eine Arbeitsgruppe zur Öffentlichkeitsarbeit soll in den kommenden Wochen gebildet werden.

 

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Ebene: HVSA,
Rubrik: Presseinformationen,
erfasst am: 26.09.2007 08:48:16 Uhr,
Verfasser: Stefan Schneider (Mail an Verfasser)