Mit Lackiererei fing alles an
VON BIRGER ZENTNER
Viel Betrieb herrschte beim Jubiläum im Autohaus,
auch Martin Koschel und Peggy Stein (l.) aus Roßbach
schauten sich um. (FOTO: PETER
LISKER)
TAGEWERBEN/MZ. Wer seinem Trabant oder
Wartburg in den 1980er Jahren frische Farbe zukommen
lassen wollte, vielleicht nach einer
Karosseriereparatur, der hatte damals in der Regel
schlechte Karten. Lackierwerkstätten waren knapp wie
vieles andere in der DDR. Für Wolfram Schulze war
aber genau das eher ein Glücksumstand. "Ich wollte
mich unbedingt selbstständig machen und der Bedarf
im Autolackiererhandwerk war groß", erinnert er
sich. Und so war es dann vor 25 Jahren wiederum
nicht übermäßig kompliziert, sein eigener Herr zu
werden, obwohl die sozialistische Planwirtschaft
eigene Herren gar nicht so gern sah. Aber der Druck
der auf Dienstleistungen wartenden Bevölkerung
machte manches möglich.
Am 1. Januar 1986 konnte Schulze in Tagewerben
loslegen. Dieses Vierteljahrhundert
Selbstständigkeit feierte er am zurückliegenden
Wochen nun gleich mit, als er zum 20-jährigen
Bestehen seines Autohauses eingeladen hatte. Und der
Platz am Ortseingang von Tagewerben reichte kaum
aus, um die Autos der vielen Besucher zu fassen.
Sogar ein großes Stück Wiese neben dem Autohaus
musste zum Parkplatz umfunktioniert werden.
1990 war für den gebürtigen Tagewerbener ziemlich
schnell klar, dass er die neuen gesellschaftlichen
Verhältnisse für den Aufbau eines Autohauses nutzen
will. Nur welche Marke es ein sollte, das war dann
fast ein wenig zufällig. "Über Bekannte bekam ich
Kontakt zu Renault, die Bedingungen dieses
Herstellers waren akzeptabel, also wurde ich
Renault-Händler", erzählt Schulze.
Zuerst hatte er Autohaus und Werkstatt an der
Roßbacher Straße, 1993 erfolgte der Umzug an den
heutigen Standort in der Weißenfelser Straße. 1999
investierte er noch einmal in das Lackierzentrum in
der Tagewerbener Lindenstraße. Und mit den Jahren
kam noch eine Filiale in Naumburg dazu. Inzwischen
hat die Firma rund 50 Mitarbeiter, darunter derzeit
auch sieben Lehrlinge. Sie werden sowohl im
kaufmännischen Bereich ausgebildet als auch in den
Berufen Lackierer und Mechaniker. Der
Konzernstruktur des Herstellers folgend handelt
Schulze seit zehn Jahren auch die Marke Nissan und
schlussendlich inzwischen auch Dacia.
Im Autohaus ist Schulze ein mehrfach anzutreffender
Name. Nicht nur Ehefrau Karin arbeitet dort mit,
sondern mittlerweile auch die beiden Söhne, der
28-jährige Tobias und der 25-jährige Michael. Beide
machten in den letzten Jahren übrigens auch als
Rennfahrer von sich Reden. "Im Automobilsport
engagieren wir uns schon seit langem", sagt Schulze
Senior. Zuerst ab 1996 im Kartsport, später beim
Clio-Cup. Inzwischen hat sich der Rennstall Schulze
auf 24-Stunden-Rennen verlegt und war in diesem Jahr
mit einem Nissan Z 350 am Nürburgring durchaus
erfolgreiche. Zusammen mit den Fahrern Mike Utsch
und Sven Landgraf erreichten die beiden
Schulze-Söhne in ihrer Klasse einen vierten Platz
auf dem Kurs in der Eifel.
"Wir arbeiten jetzt in unserem Autohaus bereits an
einem besseren Auto für die nächste Saison",
berichtet Schulze. Ein Nissan GTR soll noch ein
Stück konkurrenzfähiger werden. Neben dem eigenen
betreuen Schulzes inzwischen auch andere kleine
Rennteams. Dieses Motorsportengagement sei
einerseits Freizeitgestaltung, anderseits aber auch
schon ein kleines Zusatzgeschäft, sagt der
Autohauschef.
Hauptgeschäft bleibt natürlich der Verkauf von Autos
und deren Wartung. "Beim Verkauf haben wir zwar in
diesem Jahr verglichen mit 2008 einen Rückgang um
zehn Prozent zu verzeichnen", sagt Schulze, klagt
aber nicht. "Denn dafür hatten wir 2009 wegen der
Abwrackprämie rund 30 Prozent mehr verkauft. Die
Leute hatten ihre Kaufentscheidung aber nur
vorgezogen. Jetzt sind wir wieder etwa auf dem
Normalniveau angekommen", konstatiert er.