TSV aktuell 2010

                                             10.11.10
  Quelle: mz-web.de
  Arthur Felger (rechts)
  Arthur Felger (rechts) zeigt Markus Feiertag, wie das Messer angesetzt werden muss. (FOTO: PETER LISKER)
   
  Eine Möhre erblüht zur Rose
VON ANDREA HAMANN
 

WEISSENFELS/MZ. Kohlrabi-, Möhren- und Sellerieschnipsel häufen sich im Seminarraum des Weißenfelser Hotels Güldene Berge. Hinter den Gemüsebergen sitzen neben anderen Teilnehmern das erste Mal Sterneköche. Die Fachleute lassen sich den ganzen Tag über von Arthur Felger in die chinesische Gemüse- und Früchteschnitzkunst einweisen.
John Pohl ist Sternekoch und hat bislang in Marburg gearbeitet. In den kommenden Tagen zieht der gebürtige Markranstädter nach Österreich, wo eine neue Aufgabe in einer Sterneküche auf ihn wartet. "Man muss sich weiterbilden, wenn man weiterkommen will", sagt er. Deswegen hat der junge Mann die freien Tage nicht ausgespannt, sondern drückt die Schulbank bei Felger. Ähnliche Gründe hat auch Markus Feiertag. Er ist so genannter Semi-Chef in einer Sterne-Hotelküche eines namhaften Hauses in Halle. Für ihn hat das Handwerk ebenfalls Bedeutung. In ruhigen Minuten will er das, was er an diesem Tag lernt, üben und seinen Gästen präsentieren.
Christiane Mankelt macht aus privaten Gründen mit. Die Weißenfelserin will viele Kniffe und Tricks von Arthur Felger lernen. Sie hat dafür einen Grund. Ihre Mutter Regina Paul feiert am 19. November ihren 75. Geburtstag. Für die Dekoration des Büfetts wollte sie Felger organisieren. "Er ist zu dieser Zeit aber zur Weltmeisterschaft", erklärt Christiane Mankelt. "Da habe ich mich entschlossen, es selbst zu versuchen", erklärt sie. Was bei Arthur Felger ganz leicht von der Hand geht, sieht bei seinen Schülern anfangs grob aus. Immer wieder durchschneiden die scharfen Messer Schicht für Schicht die Mohrrübe, bis endlich die zarten Blütenblätter zu erkennen sind.
"Sie müssen das Prinzip begreifen", schärft Felger seinen Schülern ein. Offensichtlich leichter gehen den Männern und Frauen die filigranen Blätter von der Hand, die sie aus Salatgurkenschale schnitzen. "Auf meine Blätter bin ich schon stolz", sagt Heike Seefeld. Aus Neugierde und damit der Abendbrot-Teller hübscher aussieht, hatte sie sich entschlossen, bei Felger zu lernen. "So etwas muss man sich mal gönnen", erklärt sie, und fügt hinzu: "Da macht das Essen gleich mehr Spaß."
Im Laufe des Seminartages entsteht ein Tischarrangement, gestaltet mit Blüten, Blättern und einem Schwan, in dem die Elemente eingearbeitet sind, die Arthur Felger seinen Schülern beigebracht hat. Er selber kommt aus Reichardtswerben, Ortsteil von Weißenfels, und hat sich der Schnitzkunst seit 2006 verschrieben. "Anlass war, dass ich mich immer wieder ärgerte, dass es in Deutschland kaum hübsche Tischdekorationen gibt. Also hab ich selbst dafür gesorgt", erklärt der Koch.

       
 

zum Anfang