13.02.13


TSV "Frisch Auf" Reichardtswerben 1896 e.V.
 

 Der Käpt`n geht von Bord


Peter Klaaßen wird heute zum wohl letzten Mal im Trikot der Verbandsliga-Sieben vor heimischem Publikum auflaufen. Mit fast 39 Jahren irgendwie auch ein erwarteter Schritt. Der Name Klaaßen ist unmittelbar mit der stetigen Entwicklung des Vereins TSV Reichardtswerben verbunden. Zeit, um vielleicht noch einmal die letzten 20 Jahren anhand Peters eigener sportlicher Laufbahn Revue passieren zu lassen.

 

                                 
 

Nach der Wende liegt die SG 88 Tagewerben (so der Vorgängername des TSV) sportlich praktisch am Boden. Viele Spieler müssen aus Arbeitsgründen in die alten Bundesländer, die SG 88 wird bis in die unterste Klasse durchgereicht. Peter und einige Andere lassen den Sport aber nicht sterben und machen einfach weiter. Langsam erholt sich der Verein unter der Führung von Gisbert Berhold wieder, der in den 70er und 80er Jahren lange in der Bezirksliga spielte. Nach einer kurzen Fahrstuhlfahrt steigen die Reichardtswerbener Handballer 1994 als TSV wieder in die Bezirksliga auf. Klaaßen ist hier schon als Halblinker auf der Königsposition einer der Leistungsträger. Zusammen u.a. mit den Nöhring-Brüdern, Bernd und Jörg Lehmann sowie Gisbert Berhold als Trainer gelingt zum 100-jährigen Vereinsjubiläum der Aufstieg in die Verbandsliga. Pünktlich vor jeder Saison klingelt auch das Telefon, um unseren Peter zu viel wichtigeren Vereinen zu lotsen. Klaaßen bleibt hart und konsequent – wenn Erfolg – dann mit seinem TSV. Mittlerweile ist er der Führungsspieler, übernimmt auch nebenher Verantwortung im Vorstand. Der TSV blüht richtig auf, neben dem Handball kommen die ersten Feste dazu. Da machte auch der kleine Betriebsunfall mit dem Abstieg nach 3 Verbandsliga-Jahren nichts mehr aus. Michael Herda ist mittlerweile Trainer und lernt Klaaßen als Halbrechten um, da dem TSV Linkshänder fehlen. Trotz einiger Verletzungen (diverse Brüche an Nase, Hand und Mittelfuß) ist Klaaßen weiter die spielbestimmende Figur des TSV. Er ist der Käpt’n, sein Wort hat Gewicht. Beliebt bei den eigenen Fans, die auch immer mehr werden, geachtet beim Gegner. Klaaßen gehört nicht zu den Kloppern, spielt hart aber fair, und nicht zu den Schwätzern, handelt lieber als dass er sich ewig erklärt. Das bringt ihm auch den Respekt der Gegenspieler ein. Der TSV ist nach dem unmittelbaren Wiederaufstieg eine feste Größe in der Verbandsliga-Süd. Als sich dann nach Herdas Abgang nach Weißenfels auch die Frage stellt, wer die Truppe weiter trainieren soll, übernimmt Klaaßen Verantwortung. Und das erfolgreich, der TSV hält sich 7 Spielzeiten in der zweithöchsten Spielklasse des Landes. Später wechselnde Trainer sieht er pragmatisch: „Entscheidend ist, dass wir ein ordentliches Training machen, der Rest ist mir eigentlich egal“. Nach der Gründung der SGS bleibt Peter weiter am Ball, schafft mit seiner Truppe den letztlich noch sehr überraschenden Aufstieg – muss sich das letzte Derby in der Stadthalle aber von der Tribüne aus anschauen. Der Mittelhandknochen hatte nachgegeben.
Doch Klaaßen kämpft sich wieder ran, trotz des sich immer mehr meldenden Körpers. Nach dieser Saison soll dann aber Schluss sein mit Verbandsliga-Handball. Das Trikot wird dann eine andere Farbe haben. Und ganz sicher bin ich mir, dass Peter irgendwann wieder auf der Bank auftaucht.

 
   
Klaaßen ist ein Vorbild – als Sportler und als Mensch.  
                                                                     Daniel Wolf-Dziura