TSV aktuell 2011

26.03.11

 


Quelle: mz-web.de

Chef geht mit einem Sieg
VON HOLGER ZIMMER

Gisbert Schendel
Gisbert Schendel vor der Voliere mit seinen Ziervögeln - Kanarien und Rosellas - im Garten. (FOTO: PETER LISKER)

REICHARDTSWERBEN/MZ.  Schichtdienst, Alarme in der Nacht und dann die Verantwortung für die 16 Feuerwehren des ehemaligen Abschnittes Nord - Gisbert Schendel hat mit seinen 58 Jahren einiges erlebt. So viel, dass er seinem Nachfolger Uwe Thalheim nach fast zwölf Jahren gern das noch größere Gebiet als Abschnittsleiter überließ, obwohl es ihm schwerfiel, einfach abzuschalten. Nun haben ihm "seine" Wehrleiter aus der Ex-Verwaltungsgemeinschaft Saaletal und Weißenfels mit Präsenten verabschiedet und ihm beim Kegeln sogar den Sieg überlassen.
"Es wurde Zeit, etwas ruhiger zu treten", sagt der Reichardtswerbener, der 1974 nach Weißenfels zur Berufsfeuerwehr ging. Damals hatte er sich nicht vorstellen können, die harte Arbeit als Zimmermann ein Leben lang zu machen und wollte studieren. Die älteren Kameraden hätten ihm dann gesagt, mutig zu sein, aber nicht übermütig. Und dennoch hat Schendel vor über 20 Jahren beim Bühnenbrand im Weißenfelser Kulturhaus Glutnester auf dem Boden beseitigt und denkt noch heute daran, was dabei hätte passieren können. Auch deshalb gibt er den alten Spruch nun gern an die Jüngeren weiter.
Seelsorgerische Betreuung in der DDR? Der 58-Jährige schüttelt den Kopf und erinnert sich an einen Autobahnunfall, bei dem es einen Pkw mitsamt einer vierköpfigen Familie regelrecht zerrissen hat. Statt mit Spreizer sowie Schneider zu arbeiten, mussten Feuerwehrautos die verkeilten Fahrzeuge auseinanderziehen, damit man Menschen bergen konnte. Heute gibt es Seelsorger, aber mitunter reiche es auch, wenn man mit den jüngeren Kameraden rede, sagt der Reichardtswerbener.
Für seinen Feuerwehrabschnitt kann er eine gute Bilanz ziehen. Dennoch bleiben einige Wermutstropfen. So sei es nicht gelungen, die Wengelsdorfer Wehr zu erhalten. Und obwohl für Storkau, Obschütz und Pettstädt sogar gemeinsame Übungen organisiert wurden, gab es immer mal wieder Differenzen zwischen den Ortswehren. Auch der Feuerwehrkampfsport als Aushängeschild hat zuletzt im Zuge der Gebietsreform gelitten. So stehen hinter einer Kreismeisterschaft, die lange Zeit in Tagewerben ausgetragen wurde, viele Fragezeichen. Seinem Nachfolger hat Schendel versprochen zu helfen, wenn es "brennt", und in der Wehrleitung der Reichardtswerbener Feuerwehr will er weiter mitmischen. Schließlich hat er seit 1994 neben dem damaligen Wehrleiter Hartmut Franke dazu beigetragen, dass es nach langer Durststrecke wieder aufwärts ging. Ein neues Feuerwehrgerätehaus wurde gebaut und vor zehn Monaten ein modernes Löschfahrzeug in Dienst gestellt. Überhaupt kann er mit der Ausstattung der Feuerwehren in seinem ehemaligen Abschnitt zufrieden sein. Da seien andere im Burgenlandkreis viel schlechter dran.
Insgesamt hat Gisbert Schendel nun aber mehr Zeit für die Familie und das Grundstück, kann sich um Schafe, Enten, Hühner, Gänse und Ziervögel kümmern, die seine vierjährige Enkelin Helene so mag. Vielleicht tritt sie ja mal in Großvaters Fußstapfen, denn von seinen eigenen drei Kindern habe er keines für die Feuerwehr begeistern können. "Sie haben wohl zu oft mitbekommen, wenn ich nachts raus musste."

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