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Quelle:
mz-web.de
Burgenlandkreis
Neue Herren für 4.000 Tiere
VON HOLGER ZIMMER
Rowin (l.) und Harwin Beenen vor ihren Jungtieren. 2.000 davon gibt es an zwei
Standorten und weitere 2.000 Milchkühe. (FOTO: ALEXANDER BLEY)
REICHARDTSWERBEN/MZ. Die Beenen-Brüder Harwin (34)
und Rowin (25) haben sowohl die Saaleaue GmbH als auch die Milch- und Zuchtfarm
in Nessa übernommen. Nun schwärmen sie von den hiesigen Holstein-Friesian-Kühen.
"Die sind in Ordnung", sagt der Ältere des Duos. Und auch der Ertrag stimme mit
9 100 Litern je Tier im Jahresdurchschnitt.
Die Brüder stammen aus der Landwirtschaft, sind in Vaters bäuerlichem Betrieb
groß geworden und haben ein entsprechendes Studium absolviert. Harwin Beenen
hatte mit seinem Bruder Alwin bereits vor acht Jahren einen Betrieb in der
Prignitz in Brandenburg übernommen und ausgebaut. Dann habe Rowin vor der Frage
gestanden, in die USA zu gehen oder in Europa zu bleiben. Die Eltern hätten ihm
wie den anderen Kindern keine Steine in den Weg gelegt, sind aber letztlich
nicht unglücklich, dass der Jüngste des Trios in der Nähe bleibt.
Dabei habe laut Harwin Beenen der Zufall eine Rolle gespielt, dass man sich mit
dem vorherigen Eigentümer über den Kauf einig werden konnte. Harwin Beenen sagt:
"Was war, das ist vorbei, wir schauen nach vorn." Und er weiß, dass es auch
darum gehen muss, bei den Reichardtswerbenern Vertrauen aufzubauen. Zurzeit
wohnt der 34-Jährige noch beim Bruder in Nessa, doch bald will er sich mit
seiner Frau, den beiden drei- und fünfjährigen Mädchen sowie einem zweimonatigen
Jungen ganz in der Nähe der Ex-Milchviehanlage ansiedeln. Und die Integration
soll nicht erst beginnen, wenn die Große im nächsten Jahr in die Schule kommt,
die Kinder sollen zuvor auch den Kindergarten besuchen. "Schließlich müssen wir
uns einfügen in die Dorfgemeinschaft und wollen nicht abseits stehen." Bezüglich
der schon beim Vorgänger öfter kritisierten Gülleproblematik sagt er einerseits,
dass es ohne Gülle nicht geht, aber man nicht umhinkommt, sie in den Boden
einzuarbeiten. Er wisse natürlich nicht, was in der Vergangenheit gelaufen sei,
aber die Leute sollten die Pro-bleme direkt mit ihm besprechen. Der Tierbestand
soll in der derzeitigen Größe gehalten werden. Das sind 2 000 Milchkühe und 2
000 Stück Jungvieh in beiden Betrieben. Auch die Anzahl von 45 Arbeitskräften in
Reichardtswerben und Nessa soll bestehen bleiben. Ansonsten müsse einiges
investiert werden. So gilt es, das Melk-Karussell zu erneuern und die Ställe zu
überholen. Günstig sei, dass man auf rund 1 000 Hektar Mais, Luzerne, Getreide
und Gras stehen habe und nur eiweißhaltiges Rapsschrot zum Futter dazukaufen
müsse. Was den Milcherlöse angehe, liege der Basispreis gegenwärtig bei 27 Cent
und habe sich im Vergleich zu vor drei Jahren, als acht beziehungsweise neun
Cent weniger gezahlt wurden, gut entwickelt. Im Gegensatz zu damals, gebe es
nicht so große Milchreserven, die sich negativ auswirkten, sagt Beenen. "Das ist
positiv, doch wir müssen wegen der hohen Futterkosten trotzdem kämpfen."
Vielleicht klettere der Milchpreis aber in diesem Jahr ja sogar noch höher.
Gülle
Beenen signalisiert Gesprächsbereitschaft
Eine Beschwerde über Güllegestank, die auch der MZ zugegangen ist, bestätigt
Dietrich Trebs, Amtsleiter für Immissionsschutz und Abfallwirtschaft der
Kreisverwaltung. Darin wird am 23. Juli auf eine Belästigung in der Nacht zum
19. Juli aufmerksam gemacht. "Das ist zu spät, um das Ganze im Einzelnen
nachvollziehen zu können", so Trebs. Man habe aber die Saaleaue GmbH auf die
Verfahrensweise aufmerksam gemacht, wobei Gülle in die Erde eingearbeitet werden
müsse. Da die Bürger einen bestialischen Gestank moniert hatten, könne es sich
nur um Schweinegülle gehandelt haben. Trebs verwies darauf, rechtzeitig mit den
Problemen an die Behörde heranzutreten. Auch Saaleaue-Chef Harwin Beenen sagte,
dass er für die Bürger unter Telefon 03443/279625 zu erreichen sei. Er betonte,
dass in Nessa spätestens 2013 eine Biogasanlage in Betrieb gehen werde, so dass
letztlich geruchlose Gülle ausgebracht werden könne. Für Reichardtswerben sei
das perspektivisch auch vorgesehen, derzeit aber noch nicht realisierbar. |