TSV aktuell 2012

01.12.12


Quelle: mz-web.de

Handball

Auf dem Weg zur U-19-WM
VON TORSTEN KÜHL
Henning Fritz (r.) mit Konstantin Poltrum
Torwart-Legende Henning Fritz (r.) bei Reaktionsübungen mit Konstantin Poltrum vom TV Hüttenberg. Der junge Keeper absolvierte mit der Jugend-Nationalmannschaft ein viertägiges Trainingslager in der Domstadt. (FOTO: TORSTEN BIEL)

NAUMBURG/MZ. Nachdem sie den von Ex-Weltmeister Christian Schwarzer befohlenen Dauerbeschuss ihrer 16 Team-Kollegen vom Kreis (erst in Arm-, dann in Beinhöhe) heil überstanden hatten, ging es für Konstantin Poltrum und Dominik Plaue zum Einzeltraining. Und dieses erhielten die beiden jungen Keeper von einem Idol: Henning Fritz, der 2004 als erster Torhüter überhaupt zum Welthandballer gewählt worden war. Heiko Karrer - einst Profi in Großwallstadt, Essen und Wallau-Massenheim, inzwischen auch Coach des Zweitligisten TV Hüttenberg - komplettiert das Kompetenz-Team des Deutschen Handball-Bundes (DHB), das sich um die Jugend-Nationalmannschaft kümmert. Diese war jetzt vier Tage lang im Naumburger "Euroville" zu Gast. Wieder mal, denn das Jugend- und Sporthotel am Michaelisholz ist inzwischen so etwas wie ein Stammquartier für Nachwuchs-Auswahlteams des DHB geworden.
"Wir finden hier einfach perfekte Bedingungen vor", wird Christian Schwarzer nicht müde, das für Trainingslager so geeignete Umfeld in der Domstadt zu loben. Schon im Februar 2011 hatte der Weltmeister und heutige DHB-Jugendkoordinator vom "Euroville" geschwärmt. Damals hatte die deutsche A-Jugend hier eines von drei Testspielen gegen Frankreich bestritten. Dieses Mal standen die besten Talente der Jahrgänge 1994 und 95 im Fokus der drei Experten. Einige der Jungs, die schon bei den Männern in der zweiten oder dritten Liga spielen, sind im Juli U-18-Europameister geworden; im kommenden Jahr wollen sie in Ungarn auch den U-19-WM-Titel holen.

Schwerer Weg zu den Männern
Man wolle die Jungs individuell weiterbringen, ihnen helfen, in bestimmten Spielsituationen die richtigen Entscheidungen zu treffen, so Schwarzer zu den Zielen des Trainingslagers in Naumburg. Vor allem aber auch sollen die Talente körperlich so stark gemacht werden, dass ihnen der Sprung in den Männerbereich leichter fällt. Und in dieser Beziehung haben es die jungen Spieler in Deutschland noch immer sehr schwer. Zwar gibt es hierzulande die stärkste Liga der Welt. Diese ist aber auch deshalb so stark, weil hier die besten Spieler aus aller Welt aktiv sind. "Das ist und bleibt ein Problem, obwohl manche Vereine - leider - inzwischen finanzielle Probleme haben, sodass sie wieder verstärkt auf junge Spieler aus den eigenen Reihen zurückgreifen", sagt Christian Schwarzer. Die neu eingeführte Jugend-Bundesliga sei okay, aber eher eine Ausbildungsstätte.
Im Tageblatt / MZ-Gespräch vor knapp zwei Jahren an gleicher Stelle hatte der DHB-Jugendkoordinator den jungen Talenten geraten, ins Ausland zu wechseln. "Doch nur Christian Dissinger, der inzwischen in Schaffhausen in der ersten Schweizer Liga spielt, hat diesen Schritt gewagt." Die beiden Torhüter, die am Auswahlcamp in Naumburg teilnahmen, sind zwar relativ groß, aber eher schmächtig. Gibt es eigentlich den idealen Torwart-Typen im Handball?

"Ein Keeper muss athletisch sein"
Henning Fritz muss es wissen. Der 38-Jährige sagt aber: "Ich bin ja nicht gerade der größte, 1,88 Meter. Meine Auswahlkollegen Christian Lichtlein oder Johannes Bitter waren viel größer. Es gab und gibt auch viele gute Torhüter, die eher stämmig sind. Wichtig ist, finde ich, dass ein Keeper sehr athletisch ist." Wie Poltrum (TV Hüttenberg) und Plaue (TV Großwallstadt) auch auf diesem Gebiet zulegen können und nicht nur in Sachen Reaktionsschnelligkeit und Passgenauigkeit beim Abwurf, weiß Henning Fritz auch ganz genau. Schließlich hat er vor gut einem Monat im badischen Wiesloch ein Studio für Personal Training eröffnet, wo auch die Arbeit an Fitnessgeräten eine große Rolle spielt.

Zur Person: Welthandballer
Henning Fritz wurde 2004 als erster Torhüter als Welthandballer ausgezeichnet. Der Magdeburger hat - bis auf den Olympiasieg (2004 in Athen wurde er "nur" Zweiter) - alles gewonnen. Er wurde Welt- und Europameister, Champions-League- und viermal EHF-Pokal-Sieger, Deutscher Meister (einmal mit dem SCM, viermal mit dem THW Kiel) und zweimal DHB-Pokal-Sieger. Für die deutsche Nationalmannschaft bestritt der heute 38-Jährige 235 Länderspiele. Zuletzt war er bei den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag.

       
 

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