TSV aktuell 2012

02.02.13


Quelle: mz-web.de

Burgenlandkreis

Lachen stirbt bei Possenspiel
VON HOLGER ZIMMER
Tagewerbener Karnevalisten
Die Tagewerbener Karnevalisten waren schon im vergangenen Jahr bei der Schlüsselübergabe am Weißenfelser Rathaus dabei. (ARCHIVFOTO: LISKER)

TAGEWERBEN/MZ. In Sachen Karneval gab es in Tagewerben immer was zu lachen. Nun aber gibt es ein Possenspiel außerhalb der Faschingssäle, und bei dem stirbt das Lachen in manchen Gesichtern. Oder anders gesagt: Die Fetzen fliegen, denn ein zweiter Verein hat sich in der Ortschaft gegründet, der zur gleichen Zeit seine Veranstaltungen durchführen will. Karneval findet also nicht mehr - wie bisher - auf zwei, sondern auf vier Sälen beziehungsweise in Festzelten statt.
Ausgangspunkt war die Wahl eines neuen Vorstandes des 1. Tagewerbener Carnevalsvereins (1. TCV). Reinhard Blodau, seit 40 Jahren federführender Jecke, stellte sich nicht mehr zur Wahl. Statt seiner wurde Mario Kerstan gewählt, der nach der Wende zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehörte. Klingt alles noch ganz harmlos. Soweit, so gut?
Nur dass Blodau bei der ersten Zusammenkunft des neuen Vorstandes als Präsident der Karnevalssitzungen ein Mitspracherecht beanspruchte. Eine zweite Mitgliederversammlung wurde erforderlich, weil für das Mitregieren des Präsidenten eine Satzungsänderung gebraucht worden wäre. Bisher war das nicht notwendig, weil Blodau faktisch in Personalunion Vereinsvorsitz und Präsidentschaft innehatte.
Zur Zusammenkunft erschienen rund 30 der 50 Mitglieder und die schmetterten das Ansinnen mehrheitlich ab. Gut 60 Prozent waren gegen die Satzungsänderung. Daraufhin stand Reinhard Blodau auf und forderte seine Getreuen auf, ihm zu folgen.
Für Kerstan und das Gros des alten Vereins eine nicht nachvollziehbare Reaktion und der neue Vereinschef sagt: "Es ist alles demokratisch entschieden worden." Blodau hingegen spricht von Falschspiel, denn er habe Kerstan erst für das Amt des Vorsitzenden ins Rennen geschickt, habe mit ihm abgesprochen, dass er ihn unterstützen wolle, um sich in drei Jahren, zu seinem 60. Geburtstag, endgültig aus der Verantwortung für die närrischen Zunft zurückzuziehen.
Nun äußert Blodau: "Ich habe 40 Jahre den Buckel hingehalten. Nun bin ich einfach enttäuscht." Der Frust sitzt so tief, dass Blodau inzwischen den Tagewerbener Carnevalsclub (TCC) mit derzeit 15 Mitgliedern aus der Taufe gehoben hat. Und der will ebenso wie der 1. TCV am 15., 16. und 17. Februar den Schlusspunkt unter die Saison der Jecken um Weißenfels setzen. Damit dürfte Tagewerben eine vollendete Posse erleben, weil sich das Narrenvolk entweder für eine Veranstaltung entscheiden oder zweimal Eintritt zahlen muss.
Dabei kann der neue TCC weiterhin Helms Gasthof nutzen und muss nur auf ein Zelt zurückgreifen. Der alteingesessene 1. TCV hingegen muss zwei Zelte stellen, betont aber, dass zur Galasitzung am Freitag das Zelt niveauvoll bestuhlt sein wird, es Heizung und Bedienung gibt.
Und außerdem kann er damit rechnen, dass die Mitwirkenden vom Männerballett bis zu den Tanzgruppen alle zur Stange halten. Kerstan sagt: "Sie sind nach dem Vorstandswechsel regelrecht euphorisch." Seine Stellvertreterin Steffi Böhland setzt hinzu: "Wir haben nur die zehn Mitglieder verloren, die jetzt im anderen Verein sind, haben aber 16 neue gewonnen." Man habe überlegt, ob man mit den Zelten auf den Sportplatz ausweiche, aber letztlich trage man den Besuchern Rechnung, die den Tagewerbener Karneval seit Jahrzehnten im Ortszentrum feiern. Dabei sollte es bleiben, ist die Meinung im Verein.
Während die Jecken offensichtlich völlig zerstritten sind, stöhnt Oberbürgermeister Robby Risch bereits, weil er befürchtet, dass beide Vereine Festzelte gestellt haben wollen. Und Ortsbürgermeister Franz Patzschke (beide parteilos) spricht von einer hahnebüchenen Situation, stellt aber klar: "Beide Vereine werden gleich behandelt." Bei entsprechender Antragstellung würden sie jene Summe aus den Heimatpflegemitteln bekommen wie andere Vereine auch.

Zwei Vereine: Zweimal Werbung für gleiche Termine
Auf ihren Internetseiten machen beide Vereine auf ihre Veranstaltungen beim Karneval Mitte Februar aufmerksam. Da wird von der Galaveranstaltung bis zum Kinderfasching Werbung gemacht. Die Vereine verweisen zudem auf ihre lange Karnevalstradition. Der 1. TCV sieht sich als einziger originaler Tagewerbener Traditionsverein mit über 60-jähriger Geschichte, ist aber gerade dabei seine Rubrik "Wir über uns" neu zusammenzustellen, während beim TCC bereits der Countdown für den Fasching läuft.

Zur Wahl der Prinzenpaare 2013

       
 

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