Berichte I. Männer

3.12.00

TSV Reichardtswerben - SG Kühnau 21:22

Reichardtswerben mit desolater Leistung
von Daniel Wolf-Dziura
Der Verbandsliga-Aufsteiger und Tabellendritten TSV Reichardtswerben scheint kurz vor der Weihnachtspause die Luft auszugehen. Mit einer teilweise katastrophalen Leistung in der zweiten Halbzeit verspielten die Herda-Schützlinge eine zeitweilige Sieben-Tore-Führung und unterlagen dem Tabellenletzten SG Kühnau verdient mit 21:22 Toren. Die Gäste nutzten ihre Chance gegen eine in der Schlussphase völlig neben sich stehende Reichardtswerbener Hintermannschaft und feierten den ersten Auswärtssieg in der laufenden Saison. Der Reichardtswerbener Trainer hatte die Mannschaft bereits im Vorfeld vor den körperlich klar unterlegenen Kühnauern gewarnt. "So etwas wie heute habe ich noch nicht erlebt. Eigentlich muss man sich bei den Zuschauern entschuldigen. Am besten mit einer vernünftigen Leistung gegen Frankleben. Was wir bisher mit den Händen aufgebaut haben, reißen wir mit dem A... wieder ein." Trotz der eindringlichen Warnung schienen einige Spieler nicht mit 100 Prozent bei der Sache zu sein.

Der TSV diktierte nur in der ersten Hälfte das Geschehen. Aus einem defensiven und kompakten 5:1 Abwehrverband mit einem anfangs starken Mirko Hüttig im Kasten kontrollierte der Gastgeber das Geschehen beinahe nach belieben. Nach 20 Minuten stand es 12:5, wahrscheinlich war für einige TSV-Akteure die Begegnung bereits passè. Nach und nach schlichen sich immer mehr Fehler vor allem in der Deckungsarbeit ein, was die Gäste zur Resultatsverkürzung von 12:7 zur Halbzeit nutzten.

Michael Herda gab in der Halbzeitpause noch einmal die Marschrichtung vor und forderte eine entschlossenere Einstellung aller Spieler. Was dann über den TSV hereinbrach, spottete jeder Beschreibung. Die anfängliche Unsicherheit wich blanker Angst vor dem eigenen Versagen. Jeder schob die Verantwortung weiter, die Abwehr einschließlich Torhüter sah gegen die kleingewachsenen Gäste keinen Ball mehr. Vor allem die Außen des TSV waren praktisch nicht vorhanden. Die Kühnauer erkannten schnell ihre Chance und münzten ihre Nachteile in Vorteile um. Der Gästelinksaußen spielte mit der Abwehr Katz und Maus und hatte fast immer die bessere Antwort parat.

So kam es wie es kommen musste: Die Gäste glichen beim 17:17 erstmals aus um darauf auch gleich selbst in Führung zu gehen. Die Reichardtswerbener agierten nicht mehr, sondern reagierten nur noch auf die Gäste, die das Spiel langsam fester in die Hand bekamen. Beim 20:20 hatte der TSV noch einmal selbst die Möglichkeit um in Führung zu gehen, der Strafwurf konnte aber nicht im Gehäuse der Gäste untergebracht werden. 40 Sekunden vor Spielende, der TSV stand nach zwei Zeitstrafen nur noch zu viert auf dem Parkett, hatte Alex Enke den Ausgleich in der Hand, traf aber nur den Innenpfosten. Den Abpraller setzte Nico Schendel neben das Tor und die Überraschung negativer Art war perfekt. Die Gäste feierten den Auswärtssieg im Freudentaumel - einigen TSV-Akteuren schien die Farbe aus dem Gesicht zu fallen.

Michael Herda hatte bereits nach der Pleite gegen Wittenberg II gewarnt, dass 90 Prozent Einsatz auch gegen Kühnau nicht reichen werden. Leider hat er Recht behalten. Der TSV rutschte deshalb auf Platz vier, der Abstand zum Tabellenzehnten beträgt gerade noch zwei (!) Punkte.

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