Berichte I. Männer

11.04.08

Der TSV Reichardtswerben hält die Meisterschaft in der Verbandsliga-Süd weiter offen. Durch ein 32:32 Remis beim Spitzenreiter Dessauer HV II haben immer noch vier Mannschaften theoretische Meisterschaftschancen. In einem echten Spitzenspiel, dass von beiden Mannschaften auf Biegen und Brechen geführt wurde, sahen die Gäste bis zur 45. Minute, als man mit 24:18 führte, wie der sichere Sieger aus. Doch das hohe Tempo und die nicht mehr vorhandenen Wechselmöglichkeiten beim TSV brachten den Gastgeber noch einmal heran. In der hektischen und von übertriebener Härte der Bundesliga-Reserve gekennzeichneten Schlussphase gingen die Dessauer sogar noch zweimal in Führung, ehe Nico Schendel Nerven wie Drahtseile bewies und mit dem Schlusspfiff einen Siebenmeter zum Punktgewinn verwandelte. "Das Unentschieden ist wie ein Sieg und wir können uns auch als moralischer Sieger fühlen. Ich kann mir keinen Spieler aus der 2. Bundesliga holen. Die Truppe hat heute gekämpft wie noch nie. Ich bin einfach nur stolz auf die Jungs", so ein völlig aufgelöster TSV-Trainer Michael Herda nach dem Spiel. 

Und das hatte Nerven gekostet. Die jungen, aber umsichtigen Schiedsrichter vom SCM verteilten nicht weniger als 25 Zeitstrafen und sieben (!) Rote Karten. Den Brandstifter hatten die Gäste aber schon früh ausgemacht. "Was sich Dessaus Mannschaftsleiter Matthias Becker erlaubt hat, spottet jeder Beschreibung", meinte auch Abteilungsleiter Bernd Nöhring. Die Partie stand vor allem in der Schlussphase mehrfach auf des Messers Schneide und wäre in der letzten Minute beinahe eskaliert. Dessaus Kapitän trat seinem Gegenüber Peter Klaaßen in den Unterleib und binnen Sekundenbruchteilen war die Spielfläche voll. Doch die Unparteiischen, die den Tritt nicht gesehen hatten, behielten die Nerven und brachten das Spiel souverän zu Ende. Nico Schendel sagte die Laufwege an und der freigespielte Kevin Jänckel konnte nur durch ein Foul gebremst werden. Das Ende ist ja bekannt.

Zuvor rieben sich die zahlreichen Zuschauer in der umgebauten Anhalt-Arena die Augen. Nach den Blitzstart des DHV, der schnell 4:1 führte, übernahmen die Gäste die Initiative. Ausgehend von einem starken Mirko Hüttig im TSV-Kasten spielte der TSV seine Stärken aus dem Rückraum aus und bediente auch immer wieder Ingo Graßmeyer am Kreis. Im Gegensatz zum Frankleben-Spiel bekam der stämmige TSV-Akteur diesmal auch seine Strafwürfe und sein Gegenspieler eine Zeitstrafe. Für den Dessauer war in der 22. Minute nach der 3. Zeitstrafe Feierabend. Kurz darauf folgte dann auch der erste Reichardtswerbener mit Eckhard Reischke ("Hart, aber vertretbar"): Herda, eh schon mit Besetzungssorgen an die Mulde gereist, brachte erstmals Torsten Nöhring auf die vorgezogene Abwehrposition - und der TSV setzte sich erstmals mit 13:11 ab. Mit einem Drei-Tore-Vorsprung für die Gäste (16:13) gingen beide Teams in die Pause. Herda ging in gewohnt ruhiger Art und Weise noch einmal auf seine Spieler ein, baute die Truppe moralisch auf, warnte aber auch eindringlich vor dem Gastgeber. "Wir dürfen uns keine Schaltpausen erlauben, ansonsten brennt die Sache noch an", sprach der 38jährige und schickte seine Jungs zurück auf´s Parkett.

Die Reichardtswerbener setzten die Taktik weiter bestens um. Die Dessauer, die jetzt offensiv 3:3 deckten, wurden von den spritzigeren TSV-Spielern mehrfach überlaufen, so dass die Gäste in der 45. Minute sogar mit 6 Toren führten. Die Muldestädter bemerkten ihren Fehler aber schnell und gingen jetzt in der Abwehr zur rustikalen Art über, während sie im Angriff das Tempo weiter erhöhten. Tor um Tor schmolz der Vorsprung des TSV, der zudem ab der 53. Minute auf Torschützenkönig Alex Enke (3 mal 2min) verzichten musste. Beim 29:29 hatten die Dessauer erstmals wieder ausgeglichen und gingen schließlich selbst in Führung. Doch eine tolle kämpferische Leistung und ungebrochene Moral sorgten schließlich für die mittlere Sensation. 
Die Reichardtswerbener bleiben weiter auf dem vierten Platz und haben noch alle Möglichkeiten auf einen Medaillenplatz.

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