Berichte I. Männer

11.04.08

TSV „Frisch auf“ Reichardtswerben - TuS 1947 Radis 21:21 (9:10)
Ein Punkt ist besser als kein Punkt, oder ...?

Selten gingen nach einem Spiel des TSV Reichardtswerben die Meinungen derart auseinander, als nach dem 21:21 Remis gegen den TuS 1947 Radis. Vor allem Frank Eichardt, am Sonntag mit der Kapitänsbinde für den immer noch verletzten Peter Klaaßen, brachte seinen Standpunkt unumwunden zum Ausdruck. "Gegen Radis musst Du auch mit der letzten Besetzung gewinnen. Es interessiert überhaupt nicht, dass mit Nico Schendel und Peter Klaaßen der etatmäßige Rückraum fehlte. Da brauchen wir nicht weiter zu diskutieren", sprach der 32jährige und verließ die Halle mit saurem Gesicht. Auch die meisten der TSV-Spieler waren mit dem Punkt nicht zufrieden. Thomas Stößer, mit starker Partie in der Abwehr, saß wie paralysiert noch Minuten nach dem Schlusspfiff auf der Bank und konnte das Ganze nicht begreifen.

Anders aber sah Trainer Michael Herda die Partie. "Jeder Punkt ist derzeit wichtig. Auch wenn es spielerisch keine Offenbarung war, es zählt nur das Ergebnis. Sonst nichts. Und in 14 Tagen spricht keiner mehr davon. Jeder Punkt ist ein Punkt gegen den Abstieg !", verdeutlichte der Trainer noch einmal seiner Donnerstagsansprache zur Spielersitzung. "Wenngleich wir das Ding natürlich doch gewinnen müssen !", relativierte der Coach seine Aussage mit einigem Abstand. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Nach ihr zu suchen ist müßig - und es gibt keine Punkte dafür. Auch für Schönspielen nicht. Emotionen hin und her, am Ende entscheiden nur noch Zahlen über Tabellenplätze, Abstieg, Aufstieg usw. Herr Marktwort würde sagen: Fakten, Fakten, Fakten.

Die liegen auf der Hand. Ohne Rückraum ist der TSV nur die Hälfte wert, der zweite Anzug passt (noch) nicht. Wobei die Kritik an Sebastian Enke differenziert (und nicht öffentlich) ausfallen muss. Der Junge braucht einfach noch Zeit, und - wer kann sich noch an andere 19jährige mit derartiger Verantwortung erinnern. Halblinks ist nun mal keine Alibiposition, auf der ich ohne viel aufzufallen agieren kann.
Jetzt aber Fakten - und zwar zum Spiel. Der TuS aus Radis erwies sich als der unbequeme Gegner. Unkonventionell und unbekümmert erkämpften sich die Gäste über weite Strecken der ersten Hälfte Vorteile. Der TSV versuchte mit der Brechstange, teilweise konzeptionslos, aus dem Rückraum zum Erfolg zu kommen. Beide Außen waren über weite Strecken nur Statisten und auf sich allein gestellt. Respekt an Kevin Jänckel, der sich seine Würfe nahm - und auch traf. André Rößler war im Angriff leider nur anwesend, mehr nicht. Zur Halbzeit stand es 10:9 für die Gäste.

Was der Coach dann in der Halbzeit mit seiner Truppe gemacht hat, bleibt wohl sein Geheimnis. Wesentlich verbessert ging die TSV-Sieben in den zweiten Spielabschnitt. Zweimal Sebastian Enke führte den TSV zum 12:12 Ausgleich - und durfte dann zumindest zur Verwunderung der Gäste auf die Bank. Herda stellte taktisch komplett um. S. Enke raus, Bruder Alex jetzt auf Halblinks, Frank Eichardt auf der Mitte, Friesenjung Sven Kynast auf Halbrechts und Ingo Graßmeyer am Kreis brachten endlich die nötige Gefahr im Angriffsspiel. Vor allem Kynast, von Eichardt mehrfach gut in Szene gesetzt, zeigt endlich einmal, das er Verbandsliga-Niveau besitzt - und nicht nur Alibihandball spielen kann. Die mit Abstand beste Leistung des Naumburgers in Diensten des TSV.

Dass die Gäste am Ende trotz des optischen Übergewichtes einen Punkt mit nach Hause nehmen konnten, haben sich die Reichardtswerbener aber selbst zuzuschreiben. 56. Spielminute, Spielstand 20:18 für den TSV, der auch in Ballbesitz ist. Überhastet schließen die Gastgeber mehrfach ab, so dass die Gäste sogar noch die Chance zum Siegtreffer haben. Das hat nichts mit fehlenden Spielern zu tun. Sei´s drum. Der Punkt hilft erst einmal weiter (siehe Tabelle).

Für den TSV spielten:
Mirko Hüttig und Christian Kuckuk im Tor; Alex Enke (7/3), Sven Kynast (4), Sebastian Enke, Frank Eichardt (je 3), Kevin Jänckel (2), Ingo Graßmeyer, André Rößler (je 1), Eckhard Reischke, Thomas Stößer, Torsten Nöhring
dwd

zum Anfang