Berichte I. Männer

11.04.08

TSV Reichardtswerben - HSG Prittitz-Gieckau 26:25 (10:10)

TSV-Handballer retten den Klassenerhalt
Kreisderby von Spannung und Begeisterung kaum zu überbieten

Am Ende kullerten einigen Tränen auf beiden Seiten. Die völlig verausgabten Reichardtswerbener konnten nach dem 26:25 Erfolg über die HSG Prittitz-Gieckau den Klassenerhalt feiern, die ebenbürtigen Gäste müssen auf ein kleines Wunder hoffen, um auch im nächsten Jahr wieder in der zweithöchsten Landesklasse antreten zu dürfen. 
Der Spielplan wollte es so, dass ausgerechnet am letzten Wettkampftag das Derby zwischen dem TSV und der HSG stattfindet. Doch die Spannung wuchs ins unermessliche, weil der Verlierer am Ende auf Platz 13 landen sollte, gleichbedeutend mit dem Abstieg in die Bezirksliga. Zusätzliches Handicap für den Gastgeber TSV Reichardtswerben war die Tatsache, das ausgerechnet am Wochenende die Heimhalle in Braunsbedra nicht zur Verfügung stand und damit nach Hohenmölsen ausgewichen werden musste. Das hatte aber vielleicht auch sein Gutes, denn die über 400 Zuschauer hätten kaum in die Geiseltalhalle gepasst.

Die Vorzeichen für die Partie waren klar. Dem TSV genügte ein Remis, die HSG musste gewinnen, denn an eine gleichzeitige Niederlage der Lauchstädter glaubte niemand. Das trat dann auch genau so ein.
Der neue TSV-Trainer Michael Päschel experimentierte diesmal nicht und brachte seinen Stammformation aufs Parkett. Die Prittitzer mussten auf Torhüter Dirk Stöckel verzichten, der später schmerzhaft vermisst werden sollte. Die ersten Minuten gehörten eindeutig dem Gastgeber. Der TSV, mit schnellem und druckvollen Spiel aus dem Rückraum, nutzte seine Chancen konsequent und ging mit 3:0 in Führung. Doch die sollte nicht lange halten. Die HSG brachte Routinier Jürgen Scharf, der das Spiel an sich riss und glich umgehend aus. Vor allem Jan Sträletzky war an diesem Tag trotz späterer Sonderbewachung kaum zu halten und hielt die Gäste immer in Schlagdistanz. Zur Pause war die Partie wieder ausgeglichen, 10:10.

Deutliche Worte folgten in der TSV-Kabine. Der erfahrene Trainer Päschel fand auch die richtigen Worte. In Halbzeit zwei spielte der TSV wesentlich konzentrierter und abgeklärter. Kevin Jänckel, gegen den WHV noch völlig von der Rolle, machte vorn und hinten eine starke Partie und war zusammen mit Peter Klaaßen eine Bank auf der rechten Seite. In der 40. Minute führte der TSV erstmals mit 17:14 durch Frank Eichardts verwandelten Strafwurf. Acht Minuten später war es wieder Eichardt, der vom Punkt keine Nerven zeigte und für den TSV zum 23:18 einlochte. Eine eigentlich beruhigende Führung für die Reichardtswerbener. Doch die zeigten dann auch, warum sie in dieser Saison mit im Tabellenkeller standen. Kaum ein Spiel konnte der TSV seine Leistung über sechzig Minuten bestätigen. Und auch diesmal nicht. Die Klaaßen und Co. steckten selbst noch mal den Kopf in die Schlinge und zogen fest zu. Die Gäste witterten ihre Chance und nutzten sie eiskalt. Einfache Kontertore über Andre Korn und Martin Faust sowie den überragenden Sträletzky brachten die HSG zum 24:24 Ausgleich. Die Halle kochte und die beiden besten Fanblocks der Liga trieben ihre Mannschaften weiter voran.

3 Minuten vor dem Ende konnte Graßmeyer den achten Strafwurf für die Rot-Weißen herausholen, den Eichardt im HSG-Gehäuse versenkte. Doch postwendend klingelte es auch im eigenen Netz. Reichardtswerbens Kapitän Peter Klaaßen gelang schließlich der vielumjubelte glückliche Siegtreffer für den TSV. 

Selbst dem abgebrühten Päschel, der als Spieler "schon ganz andere Sachen erlebt hat", ging das Ganze ziemlich nah. "Ich bin noch nie mit einer Mannschaft abgestiegen, das soll auch in Zukunft so bleiben", fasste der 44jährige das Geschehen zusammen. Und Klaaßen vergaß trotz aller Euphorie auch die Fans nicht. "Wenn Du siehst, was da draußen abgeht, weist Du auch wofür man sich beim Training quält. Und sollte die HSG doch absteigen, hoffentlich kommen sie schnell zurück. Solche Spiele begeistern die Handballfans."

TSV mit:
Mirko Hüttig und Christian Kuckuk im Tor; Frank Eichardt (8/5), Peter Klaaßen (6), Kevin Jänckel (4), Sebastian Enke (3), Nico Schendel (2), Thomas Stößer, Ingo Graßmeyer (je 1), Eckhard Reischke, Sven Bieler, Frank Uhlemann

HSG mit:
Dieter Ullman und Stefan Uherek im Tor; Jan Sträletzky (9), Martin Faust (6), Andre Korn (4), Jürgen Scharf (3), Uwe Gering (2), Matthias Lisker (1), Mirko Schade, Steffen Böttcher, Jürgen Nowak, Tino Eichentopf

von Daniel Wolf-Dziura

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