Berichte I. Männer

11.04.08

Fazit der TSV-Handballer: Mehr erreicht als eigentlich erwartet

Zwar stehen in der Handball-Verbandsliga noch zwei Hinrundenspiele im Januar aus (gegen den PSV Halle und Dessau II), doch soll an dieser Stelle schon einmal kurz Bilanz über die Hinserie der Reichardtswerbener Handballer gezogen werden. 
Der TSV Reichardtswerben hat 15:7 Punkte und ist Tabellenvierter. Ganz nüchtern betrachtet stehen die Reichardtswerbener damit wesentlich besser da, als selbst eingefleischte Optimisten gedacht haben. Das Ziel haben die Männer um Spielertrainer Peter Klaaßen und Coach Daniel Wolf-Dziura aber nicht aus den Augen verloren. "Wir wollen die Klasse halten. Der Vorsprung auf den abstiegsgefährdeten Tabellenzwölften Steuden scheint mit 8 Punkte zwar deutlich, doch kann man schnell auch drei, vier Spiele in Folge verlieren. Dass man aus scheinbar aussichtsloser Situation noch die Klasse halten kann, haben die Lauchstädter im vergangenen Jahr gezeigt", so Wolf-Dziura. 

Dabei übernahm das Trainergespann im August eine teilweise zerrüttete Mannschaft. Nach der Trennung von Michael Päschel, der auf sportlichem Gebiet phantastische Arbeit leistete, aber zur Mannschaft und dem Verein keine Bindung aufbauen konnte, musste zuerst das Umfeld wieder gerade gerückt werden. Beim ersten Punktspiel war aber davon rein gar nichts zu sehen. Die peinliche 13:29 Heimpleite gegen den Aufstiegsfavoriten aus Landsberg war die höchste der letzten 10 Jahre. Wahrscheinlich führte dieser Schock aber zur Trotzreaktion in Bad Lauchstädt. Erstmals seit über einem Jahr gewann der TSV beim 27:28 auswärts wieder zwei Punkte. Das wichtigste fand aber innerhalb der Truppe statt. "Wir waren uns einig, dass solche Spiele wie gegen Landsberg nicht wieder so leidenschaftslos verloren werden dürfen. Deshalb auch die kämpferisch starke Leistung gegen Lauchstädt", meinte Klaaßen im Rückblick. Der unerwartete Heimsieg gegen den Oberliga-Absteiger HG 85 Köthen II (30:28) versöhnte auch das Publikum, was in der Folgezeit wie eine Wand hinter dem TSV stand. In Roßlau fanden die Reichardtswerbener nie ins Spiel und ließen sich von den abwehrstarken Hausherren noch einmal völlig aus dem Konzept bringen. Hier feierte der 19jährige Tristan Enke beim 24:30 sein Verbandsliga-Debüt. Am 5. Spieltag wartete mit dem TuS Radis einer der Meisterschaftsfavoriten in der Geiseltalhalle. Eine taktische und spielerisch starke Leistung krönte der TSV mit einem hohen 30:21 Erfolg. Herausragend: Thomas Stößer, der den ehemalige polnischen Nationalspieler Zubrcack völlig abmeldete.

Das nächste Heimspiel sollte eine wahre Berg- und Talfahrt werden. Der SV Steuden spielt einen unorthodoxen und auch scheinbar ungeordneten Handball, doch gerade im Kreis Weißenfels holen sich die Männer aus dem Saalkreis immer wieder Punkte. Der TSV, ohne den verletzten Spielertrainer Klaaßen, verschlief 10 Minuten nach der Halbzeit und lag schon aussichtslos mit 6 Treffern hinten, ehe man sogar die Chance auf einen Punkt hatte. Doch der Ball fand den Weg ins gegnerische Tor einfach nicht. Das Publikum stand trotz der 30:31 Niederlage geschlossen hinter der Mannschaft. Was am 9.11. folgte, kann man getrost als Spiel des Jahres bezeichnen. Das Derby Weißenfelser HV gegen TSV Reichardtswerben brach den alten Zuschauerrekord. Über 500 Handballbegeisterte fanden den Weg in die Sporthalle Weißenfels-West und sahen ein spannendes Spiel mit einem gerechten 23:23 Unentschieden. Die Reichardtswerbener konnten mit dem Punkt sehr gut leben und hatten jetzt 7:7 Zähler auf ihrem Konto. "Aus dem WHV-Spiel haben wir unheimlich viel Selbstvertrauen mitgenommen, die ganze Truppe trat plötzlich ganz anders auf. Und vor allem an den Torhüterleistungen von Christian Kuckuk und Mirko Hüttig baute sich die ganze Mannschaft auf", so Wolf-Dziura. Gegen den Lieblingsgegner aus Wittenberg sahen die TSV-Handballer erst in der Schlussphase wie der sichere Sieger aus, vor allem weil der Angriff mit den bester Einwurfmöglichkeiten grob fahrlässig umging. Doch hinter hielten die überragenden Kuckuk und Hüttig den Kasten weitgehend sauber. Beim Aufsteiger in Wolfen zogen die Gäste ihr Spiel durch und gewannen verdient mit 26:24. Rückkehrer André Rößler brachte noch mehr Sicherheit in die Abwehr, die statistisch zwei Tore weniger als in der vergangenen Saison zuließ. 

Wer sich vor der Saison auf ein Spitzenspiel TSV Reichardtswerben gegen Buna Schkopau, zweiter Aufsteiger neben den Wolfenern, festgelegt hätte, wäre ganz sicher nur belächelt worden. Buna kam als Tabellenführer zum Vierten TSV - und musste mit einer hohen Niederlage nach Hause fahren. 28:16 lautete das Ergebnis in der Geiseltalhalle. Die Mehrzahl der knapp 300 Zuschauer war begeistert. 

Im letzten Spiel des Jahres durften die Reichardtswerbener nach Frankleben reisen. Dort kommt immer Derby-Stimmung auf, die auch schnell umschlagen kann. Der TSV behielt in der berüchtigten Harry-Kaßler-Halle aber die Nerven und gewann zwei Punkte. Taktisch diszipliniert und mit dem absoluten Willen konnten die Gäste zwei wichtige Punkte entführen und mit 15:7 Punkten den vierten Platz sichern. Von höheren Ansprüchen wollen die TSV-Verantwortlichen aber nichts wissen, denn "...unser Ziel heißt weiter Klassenerhalt. Dazu sind sicher 23 oder 24 Punkte notwendig. Bis wir die haben, dürfen wir die Zügel nicht schleifen lassen und uns keinerlei Hirngespinsten hingeben !", stellte Coach Wolf-Dziura klar.
Im neuen Jahr warten dann mit dem PSV Halle (Heim) und dem Dessauer HV II noch zwei Gegner aus der Hinrunde. Man kann die bislang sehr gute Halbzeitbilanz also noch verbessern.

Folgende Spieler setzte der TSV in Meisterschaftsspielen ein:
Mirko Hüttig (10 Spiele), Christian Kuckuk (10), Bodo Weiß (1), Tristan Enke (1) im Tor; Sebastian Enke (11 Spiele / 54 Tore / kein 7m), Frank Eichardt (8/52/24), Ingo Graßmeyer (11/45/17), Kevin Jänckel (11/35/0), Peter Klaaßen (10/35/0), Nico Schendel (8/27/0), Eckhard Reischke (11/14/0), Sven Bieler (8/9/0), Frank Uhlemann (3/8/5), André Rößler (3/2/0), Torsten Nöhring (1/1/0), Thomas Stößer (8/1/0), Daniel Kühling (5/0/0)

von Daniel Wolf-Dziura

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