Tagebuch

10.04.08

 

Als Kind wollte ich immer wie ein Indianer sein. Deren nach außen dargestellte Gleichgültigkeit hat mir immer sehr gefallen. So ging ich z. B. unheimlich gern zum Zahnarzt. Es bereitete mir immer große Freude, diesen Berufssadisten meine totale Emotionslosigkeit zu präsentieren!
In der Sommerpause erinnerte ich mich daran. Merkte, dass ich diesem Ideal einige Male nicht treu war. Bei der Geburt meiner Kinder muss ich wohl ein Bild des Schreckens geboten haben. Auch mein Auftreten als Fan vom TSV war nicht gerade von äußerlicher Gelassenheit geprägt. Das muss sich nun ändern:
Letzte Spielersitzung vorm Saisonstart. Peter redet, höre ihm gerne zu. Andere reden auch. Gewinnen neuen Fan aus München. Er ist Deutschlehrer, ich schon 35. Bin fasziniert, komme erst spät in der Früh zur Ruh.
Auftakt in Frankleben, kriege vom Spiel nicht allzu viel mit. Der Kampf um die Sitzplätze erfordert meine ganze Aufmerksamkeit. Muss auf das Heimpublikum aber einen unnahbaren Eindruck gemacht haben, mich lies man nämlich in Ruhe. Abends der Geburtstag meiner Frau. Alles auf dem Grill gelingt, strahle sicher äußerste Ausgeglichenheit aus. Guter Tag!
Spielersitzung Donnerstag, bekomme meinen ersten TSV-Trainingsanzug. Lasse mir meinen Stolz nicht anmerken, höchstens ein kleines Lächeln.
Sonntag gegen PSV Halle, die totale Emotionslosigkeit. Ich bestaune die Fitness der meisten Spieler. Freue mich, Gisbert zu sehen. Wenn auch nur aus der Ferne. Bin die totale Ruhe zur Halbzeit, andere sollten sich an mir ein Beispiel nehmen. Zehn Minuten vor Schluss vier Tore Rückstand. Denke, wir bleiben auch im Falle eines Abstiegs Freunde. Etwas später schwitze ich. Nico macht dann noch so’n Tor. Er denkt sich sicher: geht nicht, gibt es nicht. Spiel vorbei - die Mannschaft feiert mit ihren Fans. Ich sitze so rum, kann mich irgendwie nicht bewegen. Endlich kümmern sich die Spieler auch um mich. Sehen besorgt aus, wollen mich stützen. Ich lehne dankend ab, versuche mein erhabenstes Lächeln. Scheint aber nicht ganz zu klappen. Wo ist eigentlich Franzi? Sie könnte ruhig auch mir einmal helfen.
Danach vor der Halle: Ronny kümmert sich rührend um mich, hält mir mein Bier. Ich habe mit der Zigarette genug zu tun. Doch eigentlich bin ich ja die Ruhe in Person, will Gleichgültigkeit demonstrieren. Es gelingt mir auch, bis auf die zittrigen Hände und die vereinzelten Zuckungen im Gesicht. Komme nach Hause, freue mich auf italienisches Abendessen. Die Freundin meiner Frau ist da. Alle vier Kinder streiten um einen Lolli. Schnell in die Wirtschaft, esse deutsche Fischbrötchen. Trinke schon seit drei Bieren mein letztes. Da reden Leo und Ecki übers Einschlafen. Brauch ich nicht, kann ich eh nicht.
Morgens schlaflos auf Arbeit. Darf den ganzen Tag kärchern. Produktwechsel nennt sich das in der Chemie. Bekomme den Geistesblitz, die bisherigen Erfolge meiner gefassten Außendarstellung aufzuschreiben. Möchte ja später mich meiner Taten erinnern dürfen. Hocke beim Grübeln auf die Lanze des Hochdruckreinigers gestützt, so wie es ein Indianer im Wald tut, wenn er mal Groß muss. Und grübele. Fühle mich beim Grübeln beobachtet, springe auf. Erwische den Abzug. Nasskalt wird’s im Schuh. Falle dann in der Kantine durch angeblich geistige Abwesenheit auf. Pah, meine totale Emotionslosigkeit wird mal wieder völlig falsch interpretiert!
Abends zu Hause bereite ich uns ein köstliches italienisches Mahl. Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. 20:00 Uhr: Schlaf !!!
Auf Arbeit darf ich wieder kärchern. Soll besser zuhören, wenn mir etwas erklärt wird. Muss alles vom Saubermachen sauber machen.
Mittwochabend, Alex Enke kommt. Sieht meinen Trainingsanzug. Ich lächele.
Spielersitzung Donnerstag, Gisbert ist da. Ganz nah. Bringt Fanpost aus Frankreich mit. Nun ist er unser Generalsekretär. Ronny fragt mich, ob’s mir wieder besser geht. Käse!


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Sonntag Nachtschicht, erfahre 19:05 Uhr das Ergebnis von Naumburg. Bedenke, wir spielten gegen den Spitzenreiter, bin also nicht unzufrieden! Lasse mir unsere Tabellensituation durch den Kopf gehen, verliere dabei etwas die Konzentration. Knalle mit meinen Rippen gegen einen aus der Wand ragenden Bolzen. Habe für die nächste viertel Stunde keine Atmung mehr. Wieder einmal in der Hocke spähe ich wie ein aufgescheuchtes Kaninchen nach schaulustigen Kollegen, habe aber Glück. Meine Frau tröstet mich nach Feierabend, ahnt ja nichts von meinem Indianerkult. Tut unheimlich gut!
Zum Spiel gegen Weißenfels bin ich wieder auf Schicht. Lass das gar nicht an mich heran. Soll ich doch letzte Saison nach einem Derby wie diesem meinen Emotionen freien Lauf gelassen haben. Wurde angeblich beim Schunkeln und Turbine-Fahne schwenken in der Wirtschaft gesehen. Geht ja gar nicht, würde mich ja sonst daran erinnern! Eine gewisse innerliche Genugtuung über gewonnene Punkte. Sicher. Aber doch keine emotionalen Ausraster. Bitte nein.
Nach der Feierabendsirene sprinte ich zum Auto. Bewege es in dessen Grenzbereich Richtung Heimat. Richtung Wirtschaft. Springe heraus. Erfahre das schlimme Ergebnis. Bewahre meine innere Ruhe. Versuche diese auf die Anderen zu übertragen. Ein paar Durchhalteparolen, mehr kann ich meinem Feingeist jedoch nicht entlocken. Der Charme meines bis dahin veröffentlichten Tagebuches verpufft völlig. Das zieht mich eigentlich am meisten unter. Merkt aber keiner!
Auch ein Häuptling reitet sein Pferd in der Not sehr hart und kann dennoch vor einem Trümmerhaufen stehen. Nur gibt es für ihn niemals einen Grund, emotional überzureagieren!
Zum Spiel in Merseburg gegen die Bunesen (ein komischer Indianerstamm, zumindest dieser Name!!!) bin ich anwesend. Relaxt und voller Zuversicht sehe ich den schon gewonnen Auswärtspunkten entgegen. Was soll hier schon anbrennen, wo wir doch die Besseren sind. Bringt mich doch dann die Hektik in den Schlussminuten der Partie noch einmal in Wallung! Merkt zwar wieder keiner, kann aber eigentlich nicht sein. Brauchen „meine“ Jungs etwa immer diese Aufreger? Können Sie sich denn an mir kein Beispiel nehmen? Mit einem souveränen Auftreten unnötige emotionale Erregungen vermeiden. Darum geht es doch. Das beherrsche ich. Na jedenfalls fast: Madlen sagte mir in der Halbzeit, sie wäre schwer begeistert von meinem Tagebuch gewesen. Da könne ich mehr daraus machen, auch für mich. Sagt Sie. Ich stelle mich natürlich bescheiden bis dumm. Doch innerlich, gleich unter meiner Hautoberfläche, brodelt es. Ich balle die Fäuste, sicher nur in meinen Gedanken. Beschließe, das Dokumentieren meiner hervorragenden emotionalen Ausgeglichenheit weiterzuführen und es Euch am Saisonende unter die Nase zu halten. Damit Ihr einmal seht, was Souveränität eigentlich ist.
Der erste und auch schwere Saisonteil liegt hinter Euch und mir. Mit durchwachsenem Erfolg. Wirkliche emotionale Entgleisungen konnte ich an mir nicht feststellen, dass stimmt mich noch zufriedener als ich ohnehin schon mit mir bin. Unsere Tabellensituation ist den Umständen entsprechend ganz in Ordnung. Der WHV reitet allen voran, da brauchen wir uns über das Derby gar nicht so zu ärgern. Ich hole mir jetzt die nötige Kraft aus dem Urlaub mit meiner Familie, die Herbstferien kommen da genau richtig.
Wir fahren auf den Darß. Sechs Nächte sind gebucht. Nach dreien sind wir wieder heim. Waagerechter Regen, sicher die beste Umschreibung für unser Urlaubswetter an der Ostsee. Hier herrscht dagegen bester Altweibersommer. Traumhafte Gegenden um Goseck, Lützen und Bad Kösen. Warum fahren wir eigentlich immer so weit weg?
Zerbst. Zerbst im Herbst. Zerbst kommt und soll uns dringend gebrauchte Punkte spenden. Zerbst will das aber nicht so recht. Müssen bis ganz zu Schluss auf den erhofften Sieg warten.


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Obwohl wir richtig geführt hatten, mit sechs Toren und so. Aber hier mag man es ja immer mit etwas mehr Aufregung. Und so komme ich auch noch ordentlich in Wallung. Obwohl ja alles ganz easy war. Selbst das TSV-Babyfoto verlief ganz ohne Aufreger. Dachten wir doch vorher, das wird nie funktionieren. Jedes Kind krabbelt bestimmt in eine andere Richtung. Aber: man nehme seinen Sprössling auf den Arm und schon läuft alles nach Plan. Außer vielleicht, dass nun viel zu viele Erwachsene auf dem Pampersteamfoto abgebildet sind.
Die Zweite spielt nach Zerbst Ihr kleines Derby gegen Großkorbetha. Liegen zur Halbzeit knapp hinten. Puschen unsere Truppe dann wie die Blöden mit Pauken und Trompeten. Siehe da, so einfach kann es gehen. Ein durchaus noch souveräner Sieg war das!
Abends stehe ich mal wieder am Grill. Beim Nachbarn, als ob die das nicht selber könnten. Warum zieht es mich immer zu den Flammen? Sicher wieder mein Indianerkult. Oder sollte ich sogar einige Gene in mir haben. Bestimmt. Schließlich komme ich an einer Feuerstelle (so klein diese auch sein mag) immer total zur Ruhe. Kann völligen Einklang mit mir selber finden. Bin emotional absolut ausgeglichen! So muss das sein!
Am folgenden Samstag gehe ich mit Frau und unseren beiden Kleinen zur Geflügelausstellung auf Wollis Saal. Haben sogar ein Karnickel (?) gesehen! Kräht doch da so ein riesiger Hahn meinen kleinen Jakob an. Dieser kriegt einen richtigen Anfall - wir gehen. Also, viel hat der Kleine nicht von seinem Vater, innere Ruhe und so. Da gibt es noch viel zu tun für mich, von wegen totale Emotionslosigkeit und so…!
Beim Gehen treffen gerade die Handballer ein. Geschickt eingefädelt nenn ich das. Ich bleibe. Sitze links von Mirco. Dieser schmeißt sein enormes Colaglas um. Ich, nun wie immer um Souveränität bemüht, sehe dies und bin schon weg. Kein übertriebener Hechtsprung, keine panikartige Reaktion. Nein, ein gekonnt kontrolliertes Hinweggleiten vom Tisch und aus den Stuhl. Den Genossen am Tisch klappt die Kinnlade runter. Nicht wegen der Sauerei, nein tatsächlich mal wieder wegen mir. Muss aber nicht sein. Meine Überzeugung, von in mir doch vorhandenen Indianergenen, verstärkt sich weiter. Ich sitze da wie alle anderen auch. Bin aber ständig voll konzentriert, sehe und höre alles. Sicher mehr als manch anderer. Und strebe natürlich immer die totale Ausgeglichenheit an. So ist der Kopf natürlich frei für solch spektakuläre Reaktionen. Spektakulär in Euren Augen vielleicht. Für mich muss das die Realität sein. Jeden Tag aufs Neue! Wie soll ich sonst meinen Anspruch halten, emotional total ausgeglichen zu sein. Und stellt Euch mich einmal mit einem klebrig nassen Schritt in der Wirtschaft vor. Zeugt das von Souveränität? Bestimmt nicht!
Nachdem sich die Gemühter beruhigt haben und Mirco sein Gematsche aufgeklaubt hat, können wir sogar noch über Handball reden. Mir wird der schlechte Start ins Dessauer Auswärtsspiel geschildert, aber auch erwähnt, dass noch richtig aufgeholt und prima gespielt wurde. Wir wären sogar siegfähig gewesen. Schade, sag ich. Sage auch, sie sollen die positiven Eindrücke fürs Heimspiel gegen Steuden konservieren. Hoffe das Beste.
Ecki zeigt mir noch seine Verletzung. Also ehrlich, wie der das so wegsteckt. Ganz ohne Binde und Pillen. Der hat Potential! Müsste mal über Indianer mit Ihm reden. Vielleicht spürt er auch etwas tief in sich drin. Ich hab ja extra ein Sweatshirt an. Trotz der Wärme in der Gaststube. Hab nämlich einen Verband um. Schleimbeutelentzündung im rechten Ellenbogen. Zeig ich aber nicht. Könnte mir sonst vielleicht falsch ausgelegt werden. War sogar beim Arzt und hatte eine Pille geschluckt! Nun ja…
Wieder Samstag, die Steudener sind da. Ich auch. Leider nur zwanzig Minuten. Muss auf Schicht. Liegen mit drei Toren hinten. Kann mich natürlich nicht voll auf meinen Job konzentrieren. Zu verunsichert bin ich durch den Rückstand zum Zeitpunkt meines Verschwindens aus der Halle. Können die Jungs doch nicht mit mir machen, denk ich. Gegen 21:15 Uhr erfahre ich endlich das positive Ergebnis. Kann danach noch richtig viel Arbeit wegschaffen, meinen Dank!

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Wieder Samstag. Komme von Schicht, Ihr von Radis. Na ja, in absoluter Notbesetzung mit nur acht Toren verloren. Geht so, glaub ich. Bin in der Wirtschaft, höre mir alles an. Sitze diesmal auf der Ofenbank, Mirco setzt sich mir gegenüber. Hier komme ich nicht so schnell weg, denk ich. Hab aber Vertrauen. Er trinkt Bier, das wirft er bestimmt nicht um!
Beschließen zu Rößlers an der Mühle zu gehen. Nancy hatte Geburtstag. Schmeißt eine Fete. Werde vorzüglich behandelt. André sagt mir, er möchte genau so werden wie ich ja schon lange bin. Die Ruhe in Person, abgeklärt und souverän. Ich freue mich, vielleicht nach Ecki der Nächste im Bunde. Da wächst etwas zusammen. Sehe uns am Feuer sitzen und ein großes Palaver abhalten. Werden aus unserer inneren Ausgeglichenheit neue Kräfte schöpfen!
Werde danach noch zu Peter gefahren. Es ist ebenfalls Party. Bin auch hier nicht eingeladen, denke aber, dass geht sicher in Ordnung. Madlen ist eine charmante Gastgeberin. Kann mit Peter intensiv über Handball reden, bin sehr erfreut. Michél bringt mich dann nach Hause.
Wieder einmal sehr spät in der Früh. Wieder einmal recht knülle. Wieder einmal mit viel zu viel inhalierten Zigaretten. Dabei weiß ich doch: Feuerwasser hat meinen Vorfahren den Untergang gebracht. Sie wurden beeinflussbar und käuflich. Der Niedergang einer stolzen Nation. Ich bin übrig, sollte also das Gesicht meiner Väter nicht vergessen! Und dann das Gerauche. Friedenspfeifen waren ein guter Brauch. Aber das Schachtelweise wegqualmen von Glimmstängeln vergewaltigt diese tiefsinnige Tradition. Ich meine, selbst unser Vaterland hat die Zigarette wieder auf den Status einer Friedenspfeife gehoben (verbunden mit einer kleinen Abgabe an den Fiskus natürlich). Doch laut Statistischen Bundesamts rauchen seitdem ca. 8% weniger Friedenswillige. Schon komisch…
Für mich jedenfalls müssen die alten Werte wieder mehr Gewicht bekommen. Ein zwei Bierchen. Auch einmal ein Zigarettchen, ja. Mehr aber nicht. Ecki hat mich vor Jahren einmal beim Rauchen beobachtet und war erstaunt, dass man das wohl richtig genießen kann. Dahin muss ich zurückkommen. Nicht dieser zügellose Konsum von Suchtmitteln. Genuss ist angesagt. Auch eine Sache meiner Außendarstellung, ich hab zu tun!
Sonntags drauf, Tabellenführer Roßlau war zu Gast. Das sind Sie nun nicht mehr. Mit der angeblich besten Saisonleistung von Mannschaft und Fans wurde die junge Truppe zerlegt. Ich kann unsere Leistung nicht beurteilen, war mal wieder auf Schicht. Leider verletzte sich Frank schwer, tut mir leid. Auch Uhle tat sich tags zuvor bei der Zweiten weh. Hoffe, dass beide mit eisernen Willen schnell genesen. Nicht nur des Sports wegen. Solche Zwischenfälle sind im persönlichen Bereich der Betroffenen immer eine große Belastung.
In die Wirtschaft trudeln nun langsam alle ein. Jeder fragt, wo ich gewesen sei. Ich sage, auf Arbeit war es auch schön. Mirco, einer der Helden des Tages (hat 28 Bälle abgewehrt; manche sagen ja auch: „hat 28 Tore gehalten“; für mich der größte Blödsinn! Man kann die Torwurfe Wegfangen. Ja, aber Tore kann man nicht halten! Es sei denn, ein Kasten kippt wirklich einmal um. Dann, mit der nötigen Reaktionsgeschwindigkeit, kann man das Tor tatsächlich halten, so dass es nicht aufs Parkett knallt. Aber 28-mal in einem Spiel? Da wäre etwas faul will ich meinen!) sitzt wieder in meiner Nähe. Habe nun aber vollstes Vertrauen. Hält sein Bier und später die Cola auch gut fest!
Ecki hat auch schon wieder mitgespielt, trotz plitzblauen Arms!
André sagt, er hätte sich letzten Samstag mit seinen Äußerungen zu meinen Indianerkult in die Nesseln gesetzt. Find ich überhaupt nicht. Ich hoffe, er zieht das mit uns durch! Er könnte ja einfach damit anfangen, mehr Willen und Freude für seinen Einsatz in der Ersten zu entwickeln. Dann sehen wir weiter. Ich stehe Ihm gerne beratend zur Seite.
Mit dem Bier geht es an diesem Abend in Ordnung. Nun gut, man hätte sich durchaus ausreichend von den vielen Schwarzlackierten ernähren können. Die Wolf – Geschwister gaben auch je einen Stiefel, hatten irgendwie ein schlechtes Gewissen?! Aber das Gequalme! Am Anfang war wirklich der Genuss, doch dann wieder die totale Sucht. Es hätte gereicht, den blauen Kneipendunst zu inhalieren!
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Sonntag, die Inge trifft aus Köthen ein. Zeigt den Daumen nach unten. Versteh ich nicht. Verloren? Wieso? Ach, mit einem Tor. Nee, gibt’s doch nicht. Die anderen kommen auch. Bin echt etwas traurig. Dachte wirklich, vom Letzten bringt Ihr die Punkte mit Heim.
Nico hilft mir bei der Betreuung einer brennunwilligen Kerze. Nun kuck, noch einer, welcher sich zum Feuer hingezogen fühlt. Muss ich mir merken. Werden uns zu gegebener Zeit sicher mal darüber unterhalten. Denk ich.
Dann kommt der Hammer. Und die Erleuchtung. Ich fühlte mich ja schon seit längerem zu Euch Handballern hingezogen. Ihr scheint harte Jungs zu sein. Steckt vieles besser weg als normal Sterbliche. Hier fand ich eine Gemeinschaft, wo ich glaubte, mich weiterentwickeln zu können. Mein ganzes Streben nach emotionaler Stärke und totaler äußerlicher Ausgeglichenheit wäre doch in einer Gruppe von Nullen und Versagern gar nicht möglich! Im Prinzip sind wir uns da sehr ähnlich. Nur dachte ich immer, Euch dies erst bewusst zu machen, Euch vorsichtig erziehen zu müssen.
Doch der Kuckuk hält schon wieder in der Zweiten, ohne dass ich groß etwas davon weiß. Uhle und Frank stecken Ihre schweren Verletzungen recht gut weg. Und Pannjo hat sich bestimmt bei seiner (höchstwahrscheinlich) ersten Vaterschaft auch ganz rühmlich angestellt.
Aber dann, an diesem Sonntag nach Köthen sitzt er neben mir. Erzählt vom Spiel, von den Schiedsrichtern. Alles auch mit einem gewissen (Galgen)-humor. Sicher ein Zeichen, wie hart er zu sich selbst ist. Wie sehr er auf sein äußerliches Auftreten bedacht ist. Alles mir wohlbekannte Tugenden. Und so ganz nebenbei berichtet er von seinem ausgekugelten Finger, den er sich dann so eben mal beim Zurücklaufen wieder eingerenkt hat.
Mir knallt die Kinnlade bis auf den Tisch. Und wäre dieser nicht gewesen, hätt’ ich sie auf die Füße gekriegt! Da ist er also, der Führer meines sich langsam entwickelnden Stammes. Fühlte ich mich doch selber dazu berufen, sehe ich nun, wie erbärmlich meiner Eins neben dieser strahlenden Gestalt von emotionaler Härte und erhabener Ausgeglichenheit daher kommt! Der Mann, welcher schon jetzt die Truppe zu siegen führt und bei Niederlagen sich schützend vor sie stellt. Meine Suche hat ein Ende:
Peter, wir müssen reden!!!
Aber es gibt auch sonst noch viel zu tun. Die Silvesterplanung läuft seit Wochen auf Hochtouren, nur weiß man immer noch nicht, wo man überhaupt feiert. Weiterhin wird fieberhaft an der Beantwortung des Schreibens eines Jungen aus Frankreich gearbeitet. Dieser hatte schon vor Saisonbeginn zu Recht festgestellt, dass Gisbert unser Generalsekretär sei.
Wieder Sonntag, ich bin endlich einmal wieder bei einem Spiel anwesend! Wolfen, der Tabellenletzte ist da und soll es auch bleiben. Denkt sich zumindest unsere Truppe und schickt sie wieder nach Hause. Die Punkte bleiben gleich hier, sagt sich auch Kevin. Trat ein bisschen gierig seinen Gegnern gegenüber.15 Tore sind wirklich zu viel. Bescheidenheit ist auch eine Tugend, welche wir uns noch aneignen müssen!
Donnerstag, Spielersitzung nach dem Saalschmücken. Alle sind gedanklich schon bei der Weihnachtsfeier. Handball gerät in den Hintergrund. Merkt man eine gewisse Müdigkeit? Nun ist ja auch bald etwas Pause über den Jahreswechsel.
Franzi bringt die „Größe“ Ihrer Ohren ins Spiel. Die sind ja wirklich sehr klein. Etwa halb so groß wie die von Gisbert. Nicht weiter schlimm, denk ich. Dann erzählt Sie mir, Ihre Mama sagt immer, dass Franzis Ohren eben schon von Geburt an die jetzige Dimension hatten. Nun sieht die Sache schon etwas anders aus! So klein wie sie jetzt sind, umso gigantischer müssen diese ja im Säuglingsalter gewesen sein. Und wenn ich da an die Geburt denke. Es war bestimmt nicht einfach, diese damalige Überproportionierung ans Tageslicht zu befördern!
Samstag drauf. Vor der Weihnachtsfeier fahrt Ihr noch schnell rüber nach Wittenberg. Um die Punkte abzugeben. Geht das nicht als Briefsendung auch billiger? Kevin ist diesmal recht zurückhaltend. Nun ja, er muss wohl noch lernen zu erkennen, wo Bescheidenheit angebracht ist und wo nicht.
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Gefeiert haben wir trotzdem. Gab ja auch wirklich Grund dazu. Der Boss war seit langem wieder anwesend. Ein Verdienst von Ecki und seinen Helfern! Auch wird die vergangene Saison unserer Teams gewürdigt, zugleich aber der Verlauf der aktuellen Spielzeit realistisch und kritisch eingeschätzt. Dass die Trainingsbeteiligung zurzeit mies ist, wird leider vergessen. Der Doktor bringt mit seinen Mitstreitern ein kleines Ständchen. Der ganze Saal hängt förmlich an Ihren Lippen. Davon bitte in Zukunft mehr! Doch wo war der Eierlikör?
Der Partyhöhepunkt ist erreicht, als bekannt wird, dass der WHV vom Tabellenführer im Oktober zum Schlusslicht am heutigen Hinrundende der Verbandsliga mutiert ist. Ich lege wie immer bei diesem Thema (wie immer aber auch völlig umsonst) mein Veto ein. Ich meine, so ein freier Fall ist schon unglaublich. Trotzdem fehlt mir die Lust, mich an dieser Misere zu erfreuen. Ich sehe, wir überwintern auf Platz neun, drei Punkte vom „geliebten“ Derbypartner entfernt. Ein Nichts sage ich mir und allen anderen auch. Hilft nicht viel, unser Erfolg wird halt immer über den Misserfolg der Weißenfelser definiert. Schade eigentlich.
Es gibt aber auch viele Skeptiker und zu selbstkritische Leute unter uns an diesem Abend. Ich versuche jene mit dem Hinweis zu ermuntern, dass ein neues Jahr immer besser wird als das alte. Und so schlecht war das nun vergehende Jahr wirklich nicht! Außer für unseren Christian Kuckuk vielleicht. Nach seinen Rückenproblem und einer kurzen Spielzeit in der Zweiten nun diese Knieverletzung! Hier kann ich nur alles alles Gute wünschen und Kopf hoch. Aber er ist Manns genug, so hab ich den Eindruck. Er schafft das schon. Nun gibt es nach dem Luxusproblem in der letzten Saison ein akutes Torwartproblem zum Start ins neue Jahr.
Für mich auffällig war an diesem Abend und frühen Morgen noch Daniel Kühling. Auch er ein sehr selbstkritischer (und werdender) Mann, wenn auch ein wenig überzogen, dass ganze. Versuche auch Ihn aufzubauen, verlieren uns dann aber aus den Augen. Doch sieh an, früh um drei sitzt er in der Runde. In sich versunken. Seinen inneren Frieden findend. Man kann es förmlich sehen. So ist’s richtig! Die Ruhe kommt von Innen. Die Außenwelt muss auch mal an einem abprallen. Der richtige Weg zur emotionalen Ausgeglichenheit. Weiter so Daniel!
Am nächsten Tag schlafe ich erst einmal richtig aus…
Die Weihnachtszeit verbringe ich ganz ohne Handball. Silvester bin ich in gemütlicher Runde zu Hause. Es gibt Rotkrautpfanne mit Wildschweinhack. Dazu einen 2003er Chardonney aus Rheinhessen. Gut. Den Abend darf mich dann ein gut dekantierter 2001er Dornfelder Barrique von der Mosel begleiten. Ihr habt Euer Organisationstalent voll ausgeschöpft und feiert in Posendorf. Unser Wolli war nicht so begeistert, hörte ich.
Fünf vor zwölf der obligatorische Blick ins TV. Um die Zeit nicht zu verpassen. Dort läuft immer so’ne Uhr und die zählen dann alle ganz laut mit. Diesmal doch bin ich etwas angefressen. In Südasien regiert seit kurzem das totale Elend und unsere „Öffentlich Rechtlichen“ frönen der Polonaise. Für mich einmal wieder ein Grund, sich bewusst zu werden, wie gut es uns eigentlich geht. Wir denken über die Art einer Spende nach. Knallen tun wir nicht!
Neues Jahr, neues Glück. Ich bin gleich wieder auf Arbeit zurück. Stell mich mal wieder auf die Waage. Zum ersten mal dreistellig! Mir geht’s wirklich gut. Oder vielleicht doch nicht?
Bezogen auf meine Körpergröße wiege ich (in je ein Zentimeter dicke Scheiben geschnitten) knappe 600 gr/cm. Klingt wenig. Rechne ich aber meine Gliedmaßen (außer meine recht strammen Waden freilich), Kopf und Hals heraus, kann so eine Bauch-Hüftscheibe durchaus 5 – 6 kg wiegen. Gott oh Gott, dass klingt dann wirklich viel!
Nun gab ich ja beim Einzug in diese schöne Gemeinde die Jagd nach dem weiblichen Geschlecht auf. Auch wollte ich noch nie Modeln. Und unterdessen sehe ich meine Stärken im Verein viel eher im agitatorischen Bereich als auf dem Spielfeld.



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Also, geht es mir nun gut? Natürlich! Ich sehe mich (im wahrsten Sinne des Wortes) als Fels in der Brandung. An meine Masse kann sich meine Familie anlehnen. Ausruhen in Zeiten des Gegenwindes. Verstecken bei Gefahr. Sich vor mich stellen, um sich zu repräsentieren. Hier bin ich und hier halte ich euch auch fest. Dazu noch meine totale emotionale Ausgeglichenheit, was will man mehr?
Lehne Dich auch Du, der dies hier liest, an mich an. Ich habe meine Bestimmung gefunden. Und wenn mir dabei eine Waage behilflich war, so soll mir das nur recht sein!
Der Rückrundenstart. Frankleben ist zu Gast. Fühlen sich recht heimisch und hauen uns in die Pfanne. Na prima, ein Bombenstart ins neue Jahr! Ich bin 15 min vor Schluss zur Arbeit aufgebrochen. Mache mir die ganze Nacht Gedanken über das Auftreten unseres Heimpublikums. Am Morgen nach der Schicht informiere ich alle über meine Sorgen und unterbreite Lösungsvorschläge. Die ganze Woche bedränge ich die Verantwortlichen mit diesem Problem. Donnerstag zur Spielersitzung ist es dann doch kein Problem, meine Sorgen werden mir erfolgreich ausgeredet.
Leider habe ich ganz vergessen zu beobachten, ob Ecki noch seiner Cola-Diät treu geblieben ist. Meinte er doch: „Das nächste Bier gibt’s erst wieder bei einem Sieg in der Verbandsliga!“. Ob er von dem Zuckerwasser jemals wieder weg kommt? Da wird er sicher noch mehr kämpfen, als er es sonst schon tut. Viel Glück jedenfalls!
Sonntag dann in Halle. Bekommen wieder eine Klatsche. Sebbi hat einen Gipsfuß. Für mindestens 10 Wochen Pause. Sieht sehr deprimiert aus. Nun mache ich mir aber wirklich Sorgen. Die Fans sind mir jetzt egal, die Mannschaft ist nun das wahre Problem. Wir stecken endgültig im Abstiegssumpf. Und das ohne Sebbi. Auch so bereitet mir der Zustand meiner Lieblingshandballmannschaft Kummer. Irgendwie fehlt der Biss, der Pepp, die Freude. Alles schaut sehr nach Zwang und Krampf aus. Tut mir leid, aber dieser Eindruck drängt sich mir neuerdings auf. „Aber ja nicht auf der Truppe rumhacken. Und unsere doch so guten Fans mit in den Abstiegskampf einbinden!“. Das sage ich mir. Und bin bereit. Meine ganze Masse würde ich einsetzen, wenn jemand von meinen Handballern nach Trost oder Windschatten suchen würde wollen!
Daniel hat das sicher am allerwenigsten nötig. Ist er doch zum zweiten mal Vater geworden. Als ich Ihn traf, strahlte er schon richtig Routine aus, ein Vater durch und durch. Ob er noch weiter macht?
Am Sonntag gegen Naumburg-Stößen bin ich im Urlaub. Vorher gelingt mir der wohl beste Willkommenstext für das aktuelle Heft. Motiviere hoffentlich alle für dieses schwere Heimspiel…
… und rufe Sonntagabend bei den Jungs an, um das Ergebnis zu erfahren. Der Hammer trifft mich voll! Wieder eine Heimschlappe. Und so deutlich. Das haut mich echt um. Verliere im Laufe des Abends ungewöhnlich viele Partien unserer Urlaubsabendunterhaltung. Solo. So heißt das Kartenspiel für die ganze Familie. Die beste Spielidee der Welt. Steht auf der Verpackung. Wir vertrauen diesem Slogan schon seit Jahren. Hat auch immer funktioniert. Heute Abend ernte ich, sonst immer ein Kandidat für den Gesamtsieg, mitleidige Blicke von Frau und großem Sohn (Die beiden kleinen Kindleins schlafen ja schon lange. Sie kennen noch nicht einmal das Wort „Solo“!).
Meine Frau, ja die darf das. Zieht mich doch so oft aus den seelischen Sumpf. Auch heute Abend versucht sie es wieder unermüdlich. Nur ergebe mich heute all zu schnell dem Selbstmitleid. Kann mir das auch einer verübeln?
Und mein großer Sohn. Sitzt mir direkt gegenüber. An diesem Solo-Abend. Er, ein erfolgreicher Handballer in der E-Jugend des WHV (!!!). Getraue mir diese drei Buchstaben in eben dieser Reihenfolge kaum auszusprechen, geschweige denn niederzuschreiben! Er, der Tabellenführer mit seinem Team. Erfolgsverwöhnt mit gerade einem verlorenen Punkt in der laufenden Saison.
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Ob das einmal noch unser sonst so tolles Vater-Sohn-Verhältnis zum kippen bringt? Hoffe ja nicht. Brauch sich ja nur etwas zurückzuhalten. Mit irgendwelchen doofen Kommentaren und so. Und wenn, am längeren Hebel sitze nun mal ich, der Vater! Würde schon sehen, was er davon hat. Den Vater und seine Handballer zu veräppeln…
Im Solo gewinnt trotzdem er an diesem Abend. Na ja, was soll ich dazu sagen. Wäre doch sonst nur der Spielverderber. Könnte nicht verlieren und so. (Dabei habe ich mit Euch das Verlieren gelernt. War Spaß!!!) Ich werde vor meiner lieben Frau Zweiter. Hat Sie sich etwa, nur um mich zu trösten, mir neuen Antrieb zu geben, mich aus meinen tiefen Tal der Tränen heraus zu hieven, im Spiel so sehr zurückgenommen, dass ich mich zwangsläufig noch vor Ihr platzieren musste? Ich hinterfrage die Sache lieber nicht. Akzeptiere meine Fitzemeisterschaft an diesem Abend. Mein Angriff auf den Tagessieg würde schon morgen folgen.
Mich beschäftigt aber noch etwas anderes. Ich könnte mir vorstellen, dass uns, wenn wir schon die Klasse nicht halten können, der WHV (wieder diese drei Buchstaben in eben dieser Reihenfolge) und die Friesen in die untere Spielklasse begleiten. Somit bleibt alles beim Alten. Wir treffen die Prittitzer wieder und haben unsere Lieblingsgegner auch noch bei uns. Der Rest der Liga interessiert doch eh nicht! Doof nur, dass die Franklebener gerade jetzt wieder gewonnen haben. Hoffentlich kein Dauerzustand. Ehrlich gesagt bin ich sehr gespannt, wie ich zu dieser heute (03. Febr. 2005) verfassten Aussage nach dem Saisonende stehen werde. Behalte ich (leider) Recht oder muss ich mir ketzerisches Benehmen vorwerfen lassen.
Bei der nächsten Spielersitzung konnte ich Eckis neue Trinkgewohnheiten beobachten. Er scheint dem Vorsatz („Kein Bier bis zum nächsten Verbandsligasieg“) treu zu bleiben. Zwar hat er seine Coladiät abgesetzt, aber mit seinem neuen Getränk – Hefeweizen – macht er alles richtig. Schließlich kann man dieses Gebräu wohl kaum als Bier bezeichnen!
So leid es mir tut, aber diese Veranstaltung am Donnerstagabend im Deutschen Kaiser verdient seit längerem nicht mehr die Bezeichnung einer Spielersitzung! Der Verlust dieses Anspruches geht einher mit der jetzigen Erfolglosigkeit. Die paar Leute, welche nach dem Training den Stammtisch aufsuchen, sind eh jene, die selbst am besten wissen, wo es lang geht und sich dafür auch wirklich den Arsch aufreisen. Und was sich genau jene von den zurzeit unzufriedenen Fans anhören müssen, macht die Sache auch nicht besser. Ich weiß, die aller aller meisten sind durch Arbeit oder Dienst verhindert, können einfach nicht zum Training kommen. Aber genau dies ist das Unbefriedigende an der aktuellen Situation. Das „Im Team“ sein geht derzeit verloren. Es erinnert an die Wertigkeit des Handballs im Leben eines jeden einzelnen. Der Sport ist Hobby, mehr nicht. Andere Dinge haben Vorrang, ganz klar. Und die kurze Zeit vor dem Spiel, wo Ihr Euch alle seht, reicht kaum aus, den nötigen Teamspirit gedeihen zu lassen. Also vielleicht nach dem Spiel? Kann mich gar nicht mehr erinnern, wann Ihr alle (samt Frauen’s) nach einem Spiel die Kneipe so richtig bevölkert habt.
Bald ist das Derby in Weißenfels. Eine Chance, mit einer guten Mannschaftsleistung (egal ob Sieg oder Niederlage) Euch zusammenzufinden. Und nehmt Euch danach Zeit füreinander. Um wieder eine geschlossene und kampfstarke Einheit zu werden! Ich hoffe es wirklich…
Nun ist aber bis dahin noch ein bisschen Zeit. Soviel Zeit sogar, seinen Kopf einmal richtig frei vom Handball zu bekommen. Es liegt die ganze Zeit Schnee. Für Familien mit Kindern etwas Schönes. Der Rest der Menschheit kann darauf sicher verzichten! Meine Frau und ich beschäftigen uns überaus intensiv mit dieser Angelegenheit. Beim Bau von Schneemännern, der Erzeugung von Wurfgeschossen, den ersten Rodelversuchen mit unseren Kleinen. Wir stellen eine sehr unterschiedliche Qualität des weißen Nass fest. Je nach Alter der Flockenmasse, den Umweltbedingungen (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) schwanken die physikalischen Eigenschaften enorm. Wir versuchen uns damit, diese Eigenschaften zu katalogisieren. So erhoffen wir uns, mit wenigen Worten schon im Vorfeld abklären zu können, ob man mit den gerade vorherrschenden Bedingungen einen Mann basteln oder lieber Rodeln gehen sollte.
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Aber das gestaltet sich schwieriger als gedacht. So stellen wir schnell fest, dass es nicht nur Pulver – und Pappschnee, bzw. den Schneematsch gibt. Wir analysieren auch wahnsinnig viele Zwischenstufen. Also, Babett entdeckte z. Bsp. pulvrigen Pappschnee. Ich dagegen an einem anderen Ort, zu anderen Bedingungen, pappigen Pulverschnee. In Richtung Luftschiff fanden wir wieder pappig gewordenen Schneematsch. Stunden später, bei Dauerfrost verharschte dieser dann auch noch…
Ich beendete alsbald diese Sorgen bringende Beschäftigung. Schließlich rückte das Derby nun in greifbare Nähe. Die Nacht vor dem Spiel verbringe ich in meinem Trainingsanzug. Natürlich im Bett. Zugedeckt. Vergesse die Winterpracht. Das ist Schnee von Gestern.
Ich schwitze wie ein Schwein, mein Weib liegt schmunzelt nebenbei!
Und dann war der Tag da. Ich hatte den letzten Aufeinandertreffen mit dem WHV gar keine so große Bedeutung beigemessen. Diese Mal ist das anders. Die zwei Kellerkinder, beide Teams recht verunsichert, ohne großes Selbstvertrauen. Wer hier und heute doppelt punktet, kann sich einen großen Schub holen.
Mir ist es wichtig, dass meine Männer eine gute Mannschaftsleistung bieten. Selbst wenn wir verlieren, könnte man sich damit noch Selbstvertrauen für den Rest der Saison holen. Und es soll Euch wieder Spaß machen, miteinander zu spielen.
So geht es mir richtig schlecht. Aufgeregt, dreimal auf’m Topp und ab in die Westhalle. Doch was ich da erlebe, ist schier der Wahnsinn! Da zaubert sich ein eingespieltes Team durch die erste Halbzeit. So etwas hab ich ja schon lange nicht mehr gesehen! Alles was Ihr macht und tut hat Hand und Fuß. Doppelpässe mit dem Kreis, Tor. Dem Gegner entgegen gegangen, Ball abgefangen. Der Mirco im Tor nimmt alles weg, dass es schon unheimlich ist.
Ich denke wirklich ich spinne! Unsere Fans machen einen Lärm, dass ist unglaublich. Ich mittendrin, weiß gar nicht was ich machen soll. Mitsingen oder Spiel genießen? Geht alles nicht. Bin völlig fassungslos über das Reichardtswerber Ballett dort unten auf dem Parkett.
Zur Pause großes Erstaunen bei unseren Leuten. Wir merken, hier ist was zu holen. Ich werde unheimlich ruhig, fast gelassen. Freue mich nur auf die zweite Halbzeit. Und da macht Ihr nicht da weiter, wo Ihr aufgehört habt. Nein, die Aggressivität ist weg. Dafür ein abgeklärtes Mannschaftsverhalten von allerbester Güte. Ihr schaukelt das Ding ganz cool und mit schönstem Spiel nach Hause.
Der WHV ist am Ende, kommt es mir in den Sinn. Die packen das nimmer. Weg sind sie. Und wir?
Und ich? Ich entdecke etwas Neues bei mir. Die Fähigkeit, sich in aller Ruhe jeden unserer Spieler anschauen zu können. Zu beobachten, was wer gerade tut. Alles läuft in einer Seelenruhe vor meinem geistigen Auge ab. Euer Tanz mit dem Ball, Euer Spiel mit dem Gegner. Ihr gebt mir so viel Sicherheit, es ist absolut keine Aufregung von Nöten. Ihr macht das schon, weiß ich.
Und so bleibt mir Zeit, alles zu genießen, zu inhalieren, alles bewusst über sich ergehen zu lassen. Ein ganz tolles Gefühl. Ich war wie im Trance. So muss es den Medizinmännern ergangen sein, als diese sich für ein Stammesritual mit den Wundern aus Geist und Natur in übersinnliche Sphären erhoben. Seit sehr langer Zeit war ich also einmal wieder meinen nun doch definitiven Vorvätern sehr nahe! Dank Eures überirdischen Spieles mit Ball und Gegner. Ein starke Droge, will ich meinen.
Könnt Ihr Euch in einen Rausch spielen? Oder geht es nur mir so? Manchmal. Vielleicht solltet Ihr Eure eigenen Fans werden. Mir bekommt diese Droge jedenfalls hervorragend.
Und viel besser als damals. Zum Polterabend. Dort brachte mich ein Joint zu einer recht eigenwilligen Interpretation eines Rauschzustandes. Mein Kopf lag mit der linken Wange auf dem Tisch. Die Augen klotzten blöd. An meine Muttersprache war gar nicht zu denken. Mit den Händen hielt ich mich krampfhaft fest, um nicht abzurutschen. Es dauerte nur kurze Zeit, dann verging es schon wieder.
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Schließlich entleerte es mich völlig (…ist der Mensch nicht ganz gesund, fällt ihm alles aus dem Mund!). Brauche ich wirklich nicht. Eure Spielweise kann da eine deutlich erquickendere Bewusstseinserweiterung hervorrufen. Das brauche ich wirklich!
Der Donnerstag danach. Nach dem Derby. Spielersitzung. Konnte man durchaus als solche bezeichnen. Logischer Weise herrscht gute Stimmung.
Peter erzählt viel. Höre ihm immer noch gerne zu. Naja, manchmal stört mich sein Sarkasmus. Torsten auch. Aber was ist denn das für Einer? Wettet sogar gegen uns. Gegen Euch, Ihr Lieben! Ist das ein wirklicher Fan oder verdient der sich mit Euren Niederlagen ’ne goldene Nase? Ich will jetzt nicht gegen ihn hetzen. Vielleicht ist er nur ein wenig anders. Sonderbar halt. Warum wird er denn eigentlich der „Glatte“ genannt? Wegen seiner Behaarung oder seinem Geist?
Zur Geburtstagsfete bei der Inge bin ich offiziell eingeladen. Gehe trotzdem hin. Nicole ist auch eine Klasse Gastgeberin. André von der Mühle gibt den Showmaster. War wirklich überzeugend und lustig. Ehrlich!!!
Mitternacht rutscheln Frau und ich Heim, muss morgen früh raus. Da, wo Ihr Heimspiel habt. Wie üblich!
Naja, habe wohl nichts verpasst. Die Fans kritisieren eine lasche Truppe, ohne Biss oder Kampfeswille. Dementsprechend hoch fällt auch die Niederlage aus.
Langsam kristallisiert sich der Abstieg heraus, da fast alle Anderen da unten im Tabellenkeller punkten. Mir wird das langsam egal. Ich finde es wesentlich wichtiger, dass allen die Freude an der Sache erhalten bleibt. Wenn wir jetzt Frust schieben, bringt das auch nichts! Mit Spaß kehrt auch der Erfolg zurück, da bin ich mir sicher. Nur liegt dies nicht mehr in unseren Händen. Da müssen halt die Anderen mitziehen. Schau’n mer mal…
Klar, wir haben noch zwei Duelle gegen „Gleichgesinnte“. In Steuden und gegen Köthen im Geiseltal. Ob da noch etwas geht. Ich lasse das lieber außen vor, will keinen künstlichen Druck aufbauen! Für mich steht der Spaß an erster Stelle und natürlich Geduld. Kann man dies unseren Fans glaubhaft vermitteln?
Samstags drauf kommt Ihr aus Zerbst. Es ist immer noch Winter! Beim letzten Duell war es schönster Herbst, nun herrscht immer noch tristes Weiß (mehr oder weniger). Ihr ward gut, sagt Ihr. Bis fast zum Schluss mitgehalten. Spielerisch und kämpferisch top. Dies freut mich. Dass die Punkte dort bleiben, was soll’s? So eine Leistung müsst Ihr nun endlich mal wieder vor Euren heimischen Fans zeigen. Das finde ich wichtig. Man kann verlieren, doch die nun hohen Ansprüche der Zuschauer müssen befriedigt werden.
Schuld seid Ihr doch selber. Ihr habt über die letzten Jahre aus der Geiseltalhalle eine echte Hölle gemacht. Mit Euren Fans Schlachten erfolgreich gefochten oder manchmal auch gemeinsam untergegangen. Ihr seid eine nahezu unschlagbare Einheit gewesen. Dieses Level jetzt zu halten ist selbstverständlich sehr schwer. Ja was macht man denn da?
„Um die Moral zu heben, muss man die Ansprüche senken“!
… doch weiß jemand wie?
Und wieder ist mein Trainingsanzug ein treuer Begleiter. Ich wurde von einer Grippe befallen. Mich zittert’s, mich friert’s, mir ist auch unter den vielen Zudecken zu kalt. Da schlüpf ich halt in meinen Anzug rein. Ich weiß gar nicht, wer von uns beiden, Anzug oder ich, der glücklichere auf dieser Welt ist. Der Anzug, weil er in mir einen Nutzer gefunden hat, welcher Ihn wirklich braucht und nicht nur zum promenieren spazieren trägt. Oder doch ich, welcher von Euch als würdig befunden wurde, so ein edles Teil tragen zu dürfen.
Und wie der sich anfühlt. Auf der nackten Haut! Herrlich flauschig und kuschelig. Wie in Abrahams Schoß! Männers, tut das einmal Euren Frauens an! Das bewirkt Wunder…
Sonntag kommt Dessau. Drei mal dürft Ihr raten, wo ich da gerade bin. Richtig, auf Schicht. Diesmal zur Nachtschicht, deswegen beginnt Ihr auch erst 17:00 Uhr, damit ich ja nichts zu sehen bekomme! Danke auch.
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Aber ich hab schon einmal voraus geschaut. In Steuden und dann zu Hause gegen Radischen bin ich endlich wieder dabei. Und zwischendurch ist Osterfeuer. Kann ich auch. Und zu Himmelfahrt bin ich auch da. Sowie beim Sportfest. Nur leider bei dem, was Ihr wirklich könnt, weswegen ich so anhänglich wurde, da hapert es mit der Organisation. Ob der Zinke meinen Schichtplan bei der Saisonplanung dabei hatte? Wollte der gute Mann mir eins auswischen? Denkbar wäre dies, setzt er doch auch Schiedsrichtereinsätze für Euch zeitgleich mit den Spielterminen an…
Sonntagabend nun erreicht mich die Nachricht vom Spiel gegen Dessau recht schnell. Aber auch wieder kein zählbares Ergebnis. Ich bekomme zwar gesagt, dass Ihr Pech hattet, aber trotzdem gut gespielt und toll gekämpft habt. Hoffentlich waren die Fans einigermaßen zufrieden, denke ich. Wer zu Hause über 30 Tore schießt, sollte die Partie eigentlich gewinnen. Dass die Dessauer über 40-mal einlochen, konnte ja schließlich auch keiner erahnen!
…und dann ist es Frühling! Der Schnee ist in Stunden (!) geschmolzen. Die Erde bricht auf. Die Morgenvögel besingen den kommenden Tag. Und ich endlich wieder auf meinen Rad. Früh nach der Nachschicht. Im Zwielicht des anbrechenden Morgens. Da rolle ich von Schicht nach Hause. Lasse mir den Kopf frei blasen vom nächtlichen Stress. Und alles ohne die Sonne: Denn war sie im Porsche noch angenehm (man wurde ja schließlich gesehen), nimmt sie einem auf dem Rad jegliche Anonymität. Diese Symbiose zwischen Nabe und Wade ist eine ganz besondere Sache, nämlich eine private!
Endlich fühle ich wieder mit meinen Vorfahren. Allein in Wald und Flur. Seinem ICH nachhängen. Neue Kraft aus der Ruhe schöpfen. Seinen Geist befreien von all der unnützen Last, welche sich im Umgang mit anderen Menschen so angesammelt hat. Ich schaue zum Horizont, erahne die aufgehende Sonne und bin bereit für den Tag, für die nächste Tat.
Und das solltet auch Ihr sein. Stehen wir doch vor der alles entscheidenden Schlacht in der Hühnerfarm zu Steuden. Die Weißenfelser haben sich nun schon offiziell aus der Verbandsliga verabschiedet. Wir sind jetzt kurz davor. Geht es auch in Steuden schief, wissen wir woran wir sind. Gewinnen wir, müssen wir weiter bibbern. Ich bin gespannt, welcher Weg der unsrige wird. Nur gemeinsam beschreiten müssen wir diesen, so ist mir nicht bang!
So dann auf nach Schafstädt, den Hühnerhaltern zwei Eier abkaufen. Doch daraus wird dann leider nichts!
Ich gehe ja recht objektiv an die Spiele heran. Versuche aus Gründen der Selbstbeherrschung die Partien neutral zu beobachten. Aber hier habe ich ganz deutlich das Gefühl, verschaukelt worden zu sein. Vielleicht bin ich ja ein wenig naiv, aber meine Vorstellungskraft reichte einfach nicht aus, um sich einzubilden, es würden schon im Amateurbereich Spiele manipuliert werden. Doch genau dies taten die Schiris. Dadurch artete das Ganze dann dermaßen aus, so das extrem angestaute Emotionen zur Entladung kamen, was sehr unschöne Szenen provozierte.
Und warum tue ich mir das an, wo wir doch schon wieder verloren haben? Ganz einfach! Weil es absolut mitreisend war, wie sich die Truppe gegen die drohende Niederlage stemmte. Nachdem der Schock um Peters Ausfall (incl. 6 Gegentreffern in Folge) verdaut war, konnte gerade er seine Truppe zu einer Schlussoffensive anpeitschen, dass es eine wahre Freude war. Auch der brutale Ausfall von Frank hinderte Euch nicht daran, einen unmöglich erscheinenden Rückstand wettmachen zu wollen. Gegen die „feindliche“ Mannschaft, deren Heimhalle und diesen Pfeifen von Schiris!
Wir haben diese Saison zwar nicht heute gegen Steuden verloren, aber es war wirklich das wegweisende Spiel. Jetzt stehen alle Zeichen auf Abstieg, weil es allem Anschein nach schon im Vorfeld beschlossene Sache war!


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Abends geht’s gleich weiter zu Nachbars, Geburtstag nachfeiern. Mein Unmut über die Art der menschlichen Existenz und dessen Sinn für Sport und Gerechtigkeit hält mich sogar davon ab, dem Feuer am Grill beizuwohnen. Zu tief sitzt die Enttäuschung über das erst erlebte Debakel von Fairness und Wettkampf, als dass ich meinen Urinstinkten folgen kann, der wärmenden Glut zu frönen. Ich hoffe inständig, dass mir Eure Herzlichkeit am Ostersamstag diese Verlangen zurück bringt. Ihr seid die Guten, ehrliche und aufrichtige Kämpfer! Dort am Osterfeuer will ich wieder meinen Frieden finden können.
Im Nachhinein, jetzt drei Tage nach den oben verfassten Zeilen schäme ich mich dieser. Ich bange um meine mentale Ausgeglichenheit und einige von Euch leiden doch wesentlich mehr an den Folgen des Zusammentreffens mit den Steudenern Eierfarmhaltern! Ecki war drei Tage im Krankenhaus, Frank Eichardt kann kaum laufen, geschweige denn gerade stehen. Die Inge ist am ganzen Oberkörper plitzeblau und Peter sagt zwar, ihm gehe es gut. Aber wer seine Nehmerqualitäten (siehe ausgekugelter Finger) kennt, weiß was er von seiner Aussage halten muss.
Ich bin schon die ganze Woche über richtig angefressen wegen dieser echten Schweinerei, die da in Schafstädt abgelaufen ist. Mir fällt es schwer, mich geistig davon zu lösen, so verärgert mich diese offensichtliche Sauerei!
Dann steht das Osterfeuer nun endlich vor der Tür. Am Freitag kleine vorbereitende Arbeiten bei bestem Wetter. Dann abends kam der Regen. Und wie! Bis fast zum Morgengrauen schüttet es, na prima. Aber beim eigentlichen Aufbau ist es nur noch bewölkt. Bewölkt ist sicher auch Peters Stimmung. Liegt mit Fieber im Bett. Verurteilt, dem bunten Treiben fernzubleiben. Nach dem nötigen Mittagsschlaf dann blauster Himmel. Was für eine Wonne. Zum dritten Anlauf endlich das langerhoffte Wetter.
Der Abend fängt recht ruhig an. Ein Haufen Kinder tummeln sich auf der Springburg und beim Eiersuchen. Wir (die Beteiligten wollen unerkannt bleiben) planen, die Kids einzufangen, in ein schnell geschaffenes TSV-Internat zu pferchen und mit einem Brandmahl für ewig an uns zu binden. So könnten doch noch unsere Nachwuchsprobleme gelöst werden. Denken wir. Tuen tun wir dann aber nichts dergleichen! Lieber fährt unser Osterhase ins Kinderheim nach Weißenfels, um den Kleinen eine Freude zu machen. Super, wirklich!!!
Dann will das Feuer nicht zünden! Wie gut, dass ich in der Nähe bin. Nach einigen sinnlosen Versuchen mit Dickflüssigem und Reisig gehe ich zur Attacke über. Eine Küchenrolle vom Bierwagen, getränkt mit dem schärfsten Feuerwasser bringt die erhoffte Erleuchtung. Ich weiß halt Bescheid über das Feuer und seine Bedürfnisse…
Zur Stoßzeit stehe ich mit sechs Leidensgenossen auf’m Bierwagen. Wir zapfen, spülen, Kassieren und Lächeln wie die Blöden. Der Wahnsinn. Trotzdem dauert es allen (mit Recht) zu lange, aber schneller geht’s nimmer! Irgendwann dann ist Ruh. Wir sitzen am Feuer und schauen den Flammen zu. Um vier (jetzt nach MESZ) schließen wir den letzten Bierstand ab und gehen zur kurzen Ruh, denn früh um zehn müssen wir schon wieder stehn. Und viele sind da! Keine zwei Stunden und der Festplatz hat wieder Ähnlichkeiten mit einer Wiese.
Ich überwinde endlich meinen Frust über das Steudenspiel. Mir geht es wieder gut…
Der 23. Spieltag, Frankleben verliert zu Hause unerwartet gegen meine „geliebten“ Hühnerzüchter aus Steuden. Bei bestem Frühlingswetter treffen dann Sonntag die Radiser ein. Ihr Busfahrer legt sich gleich auf die Wiese zum schlafen. Irgendwie machen aber auch seine Spieler nicht den muntersten Eindruck. Nach 10min intensiver Abwehrarbeit ist deren Spiellaune dermaßen versaut, dass die Partie zum Schaulaufen für unser doch so geplagtes Publikum wird. Nun bekommen wir alle doch unseren ersten Heimsieg in der Rückrunde!
Ich sträube mich ja immer gegen die Wahl eines „Spieler des Tages“. Schließlich ist es ja wirklich ein Mannschaftssport. Doch heute sticht einer heraus: André von der Mühle. In der Abwehr packt er zu wie eh und je. Doch im Angriff entwickelte er heute mit einer unwiderstehlichen Art und Weise Torgefahr und Treffer.
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Hut ab, eine tolle Entwicklung, welche unser Rößler in dieser Saison hingelegt hat. Ich glaube auch beobachtet zu haben, wie heiß er mittlerweile auf die Einsätze im ersten Männerteam zu sein scheint.
Am folgenden Samstag, es sind wieder fast winterliche Bedingungen, trifft sich zum zweiten Mal die Krabbelgruppe in der Sporthalle zu Tagewerben. Wieder so eine kleine feine Sache eines hervorragend arbeitenden Vereins! Diesmal werden erste Rufe nach Thermoskannen mit heißem Kaffee laut. Bin gespannt, wann diese Veranstaltung (wenn „zufällig“ einmal alle jungen Väter versammelt sein sollten) in einen zünftigen Frühschoppen ausartet.
Dann, bei scheußlichstem Wetter fahrt ihr nach Roßlau, ich geh auf Arbeit. Gebe mich erst gar nicht abenteuerlichen Hoffnungen hin. 20:20 Uhr kommt der lang ersehnte Anruf. Verkündet eine knappe Niederlage. Schade, schade! Hat Frankleben in Radis auch verloren? Ich versuche mir das Gegrüble zu verkneifen, bringt jetzt eh nichts!
Was mir aber auffällt ist das Wetter. So schön wie es letztes Wochenende war, als Radis geputzt wurde, umso grässlicher ist es am heutigen Tage gewesen. Seid Ihr etwa Schönwettersportler? Motiviert der klare Feuerball am Himmel euch zu Höchstleistungen und raubt euch all zu schlimmes Mistwetter gar jeglichen Siegeswillen? Eine Analyse darüber wäre angebracht und könnte bei richtiger Interpretation einen dauerhaften Aufenthalt mindestens in der Oberliga sichern (wenn das Wetter mitspielt)…
Früh nach der Nachtschicht gleich an den Rechner, Ergebnisse gucken. Frankleben hat auch verloren, Radis verteilt also nicht an alle Geschenke. Der WHV war auch erfolglos. Und Roßlau ist trotz alledem noch nicht durch mit dem geplanten Aufstieg. Gut, wir sind also nicht zum Meistermacher mutiert!
Ach ja, Peter fragt immer wieder, wann denn nun eigentlich das Osterfeuer stattfindet. Kann es sein, dass er irgendetwas verschlafen hat? Wir beteuern Ihm gegenüber aber, er hätte eigentlich nichts verpasst…
Die Franklebener wollen auch keine Meistermacher sein. Sie hauen am nächsten Samstag die Roßlauer weg, na prima! Mit diesem Wissen reisen wir in die Geiseltalhalle. Trotzdem sind wieder jede Menge Zuschauer und eine top motivierte Klaaßen-Sieben da. Und wieder die alte Tugend: Spiel dominieren, aber kurz vor Schluss noch den Ausgleich fangen! Das lieben wir alle so an euch. Ich bin nicht der Einzige welcher kurz vorm Herzkasper steht. Zum Glück lassen sich die Köthener vom allgemeinen Stress (bestens gesteuert von zwei ach so schwachen Schiris) anstecken und verpassen so den möglichen Sieg. Doch unsere Truppe kämpft bis zum Umfallen, dass meine ich so wie’s hier geschrieben steht! Dem Daniel Kühling ist schlecht nach dem Spiel und Sebbi hängt in der Kneipe noch so richtig durch.
Eine kleine Premiere durften wir alle noch bewundern: die Inge setzte zum ersten Sprungwurf seiner Karriere an und das sogar erfolgreich!
Nach dem Match kam ein Köthener Spieler zu mir und zeigte sich schwer beeindruckt von der Stimmung, welche einmal mehr in der Halle herrschte. Da habt Ihr euch echt was erarbeitet!
Ich bin jedenfalls auch richtig platt. Da ist es nicht verwunderlich, dass ich mal eben so fünf Mollen im Deutschen Kaiser weggulgere. Der Stress macht richtig Durst, aber auch glücklich. Auch das Wissen, es geschafft zu haben, gibt mir eine gewisse Genugtuung. Geschafft für mich, denn das war mein letztes komplettes Saisonspiel an dem ich teilhaben durfte. Ihr wollt da noch ein bisschen mehr. Träumt immer noch vom Klassenerhalt. Ich drücke euch jedenfalls ganz dicke die Daumen und übrigens, das Wetter wird bombig…
Am Morgen danach weckt mich meine Frau mit einer kleinen Nettigkeit. Ich bekomme meinen Kaffee zum ersten Mal in meiner TSV Tasse serviert. Da fängt die neue Woche ja gleich richtig gut an.
Auch einen guten Start in die neue Woche erwischen Sandy & Tommel. Ihr neuer Pascal wird die Routine erst einmal gewaltig auf den Kopf stellen. Trotzdem viel Spaß…

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Donnerstag fällt die Spielersitzung flach. Wollte eigentlich auch nicht hingehen, war zu müde. Doch die Information, Tommel gibt in der Milchviehanlage einen auf seinen Stammhalter aus, mobilisiert meine letzten Reserven. Ab aufs Rad und hin. 21:30 Uhr treffe ich dort halb erfroren ein, saukalt da draußen! Alle sind schon ordentlich im Tee, stelle ich als erstes fest. Es gibt viel zu viele Kümmerlinge und zu wenige Zigaretten, meine zweite Feststellung. Wird trotzdem ein Bombenabend, der Heimweg zur Tortur, merke ich dann am eigenen Leib. Der Winter scheint zurück, denk ich noch und sinke ins wärmende Federbett.
Beim beschwerlichen Aufstehen am nächsten Mittag wärmt die Sonne. Sonne auch heute am Samstagnachmittag. Bin gerade von einer Radtour mit Frau und großem Sohn zurück und denke an euch. Ihr seid in Wolfen, die erste Halbzeit dürfte vorbei sein. Wie mag es stehen? So viele Hoffnungen stecken in diesem Spiel. Ihr habt euch am Donnerstag alle noch einmal richtig heiß darauf gemacht. Hat mir sehr gefallen.
Was mir nicht gefällt, ist die Ohnmacht, mit welcher ich hier auf meine Tastatur einhämmere, ohne den blassesten Schimmer, was ihr da draußen gerade so treibt. Doch nicht so toll, mit der Saison schon fertig zu sein, obwohl diese noch nicht beendet ist. Man kommt halt gedanklich nicht von euch los! Ist das nun ein Fluch oder ein Segen?
Samstagabend rufe ich Gisbert an, da im Netz immer noch kein Spielergebnis zu finden ist. Dass ihr verloren habt, gerät total zur Nebensächlichkeit! Mich erreicht die Meldung von einem Horrorunfall Ausgangs des Dorfes in Richtung B 91. Ein vielen uns Bekannter verunglückte vormittags dort tödlich. Geschissen auf den Abstieg, so ein Ereignis rückt die Wertigkeit eines Lebens brutal ins rechte Licht. Mehr fällt mir dazu nicht ein, ich bin total geschockt!
Am nächsten Morgen fahre ich in der Früh auf Schicht und sehe das Kerzenlicht am Fahrbahnrand. Tut richtig weh. Auf dem Heimweg abends sehe ich fünf Graureiher auf dem Feld am Hagebaumarkt. Was für ein stimmungsvolles Bild!
Letzter Spieltag. Für die Fans wird ein Kuchenbuffet vom Feinsten aufgefahren. Leider sind heute wenige da, bei dem Wetter nicht verwunderlich.
Tommel und Mirco werden verabschiedet. Beiden sieht man an, dass sie von der Herzlichkeit überwältigt sind. Es tut auch mir sehr leid. Verlassen uns nicht nur tolle Handballer, sondern vor allem lieb gewonnene Menschen!
Im Spiel kommen wir anfangs schnell unter die Räder. Die Wittenberger sind technisch stark und sehr flink. Dann fängt einer an den Gästen auf die Finger zu klopfen. Peter gibt vor, wozu seine Truppe fähig ist. Er zieht das Spiel an sich, führt und dirigiert. Dem kann sich keiner entziehen und recht bald kämpft die gesamte Mannschaft wie besessen um jeden Ball. Das bringt uns zurück in die Partie.
Plötzlich und völlig unerwartet gehen dem kleineren aber umso breiteren Schiri die Pferde durch. Alles was sich um ihn herum bewegt wird verwarnt oder abgestraft. Leider befindet sich dieser Zwerg gerade mitten zwischen euch Wohlgewachsenen. Selbst Mirco muss dadurch zwei Minuten pausieren. Das darf der eigentlich gar nicht, der Schiri!
Zur Pause (bei Kaffee & Kuchen) sind wir wenig amüsiert. Wir fragen uns, ob dieser „Mann“ irgendetwas zu kompensieren versucht.
Danach muss ich alsbald auf Schicht. Mir ist der Ausgang des Matches dann doch egal, weil ich sehe, dass ihr wirklich versucht, den Fans etwas zu bieten. Ihr habt zum Saisonende hin wieder richtig gekämpft und gut gespielt, die Moral war intakt. Das haben die Fans bemerkt. Ihr habt es durchaus geschafft, die Zuschauer zu begeistern und selbst der Abstieg geht dadurch in Ordnung. Ihr seid eurem Gegnern nicht hinterher getapst, sondern habt immer gebissen und nie aufgegeben. Das hat uns überzeugt, Ihr gabt Euch nicht freiwillig geschlagen. Und so wurde jetzt schon eine gute Ausgangsposition für die nächste Saison geschaffen!

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Ich als Fan bin definitiv nicht enttäuscht. Das klingt sicher komisch. Aber, was hier halt auch zählt ist die Gemeinschaft! Nicht nur das Feiern, wie heute nach dem Spiel zu Recht geschehen. Auch Tiefschläge lassen sich einfach besser verarbeiten. Und dass hier einiges anders ist, macht Euch so einzigartig!
So genug palavert, machen wir uns jetzt endlich alle einen schönen Sommer!


Ich habe fertig, Holger



10. September 2004 – 01. Mai 2005


Nachtrag:

Tcha, gegessen die Saison. So dachte ich. Und so beendete ich mein Tagebuch. Ein Text ohne richtiges habby end. Ich meine, wir haben viel erlebt, es war aufregend, es war schön. Aber auch manchmal sehr sehr schade.
Doch dann die Chance der Relegation. War die Saison doch eigentlich lang genug um zu wissen, wo wir nun wirklich stehen. Müssen wir uns wieder diesem Stress aussetzen?
Wieder fängt es in meinen Kopf an zu grummeln und zu brummen, bekomme meinen Geist wieder nicht frei von Euch. Schnell kam dann aber der Entschluss mit nach Borne zu fahren. Man bemerkte ja sehr schnell den absoluten Willen bei Euch, diese Gelegenheit doch beim Schopfe packen zu wollen.
Im Vorfeld wurde schnell beschlossen einen Reisebus anzumieten, welcher Mannschaft und hoffentlich einige Fans zum Hinspiel bringen würde. Am Mittwoch kümmerte ich mich um meine Mitfahrgelegenheit und musste erfahren, dass ich Insasse 64 wäre. Nach kurzer Panik konnte ich aber schnell beruhigt werden. Es fahren noch Kleintransporter, alle kommen mit!
Als dann am Sonntag vor des Gegners Sportstätte drei rot-weiße Busse einbogen, war leichte Betroffenheit in den Gesichtern unserer Kontrahenten zu erkennen. Die Türen öffneten sich, dem Ronny Steitmann mit Pauke und Gesang folgte seine Armada von Mitstreitern und besetzten sofort die Halle. Somit begann eine zweistündige Gesangs-, Sirenen-, Klatsch-, Pauken- und Jubelorgie. Ob so etwas dieses Parkett schon einmal erlebt hat, darf durchaus bezweifelt werden.
Bei aller Euphorie und der überzeugenden Einstellung unserer Mannschaft war ich dennoch aufgeregt. Naja, das ist sicher etwas untertrieben. Fix und alle müsste man wohl sagen. Innerlich ohrfeigte ich mich dafür mehrmals. Könnte ich doch im Garten sitzen, gemütlich Käffchen schlürfen und Kinder knuddeln. Auch ein ausgedehnter Spaziergang mit meinen Hunden kam mir sehr erstrebenswert vor. Oder einfach einmal so richtig abhängen, ganz ohne Stress und Sorgen!
Ob es nun zu warm in der Halle war oder warum auch immer, jedenfalls verlies mich unglaublich schnell der 24 Stundenschutz meines Deos. Dies verunsicherte mich natürlich noch mehr. Glücklicherweise bemerkte ich ähnliche Probleme äußerst deutlich auch bei anderen Mitgereisten.
Dann endlich beginnt die Partie, wir führen schnell 3:0 und bleiben auch immer am Drücker. Ronny & sein Anhang trommeln…
Tommel hat das Kommando in der Abwehr. Mit großem Einsatz hebt er seine Mitspieler auf sein eigenes Level, ich bin begeistert. Ronny & Anhang singen…
Die Inge wird sofort hart ran genommen, hat denn da jemand gepetzt? Trotzdem wird er mit erstklassigen Pässen von Sebbi gefüttert. Bemerke ab und an eine Siegerfaust, welche ich gen Himmel strecke. Ronny & Anhang tanzen…
Nico ist endlich auch wieder mit von der Partie. Ballert aus der zweiten Reihe was das Zeug hält. Auch schöne Zusammenspiele mit Sebbi und André auf Linksaußen erfreuen mich. Selbst von zwei vergebenen Großchancen lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Ronny & Anhang jubeln…
Eben dieser André hält jeden Ball fest, hängt an seinen Gegner wie ein Kettenhund an der Wade eines Räubers. Zusammen mit Sebbi wird auch der Kreisspieler matt gesetzt, eine Freude das! Ronny & Anhang pauken weiter…
Uhle kommt im Wechsel mit Sebbi auch immer wieder zum Zug und überzeugt auf ganzer Linie. Mut zum Torschuss, grandiose Treffer, hoher Einsatz und auch läuferisch absolut überzeugend! Sirenen erfüllen das Halleninnere…
Dann ist Pause, wir haben alle ein gutes Gefühl. Was unsere Männer da auf das Parkett legen, überzeugt uns. Auch ist großes Händeschütteln und Abdrücken angesagt. Alex Enke ist da, obwohl er gerade Papa geworden ist. Seine Freundin schenkte ihm eine kleine Mia Emily. Alles Gute dem neuen Glück!
Als die Trommeln wieder dröhnen, geht’s weiter…
Jetzt schlägt die Stunde unserer rechten Achse. Kevin und Peter laufen zur Höchstform auf. Nun schwappt, ausgehend von Ronny & Anhang, eine Welle der Begeisterung durch die Halle. Das Heimpublikum ist nicht mehr zu hören…
Daniel Kühling zieht die Fäden, setzt seine Mitstreiter bestens in Szene. Der Micke gelingen herrliche Tore von Rechtsaußen und setzt auch den Schlusspunkt in dieser unglaublichen Partie. Ronny & Anhang sind nicht mehr zu halten…
Tristan schaut nach dem Spiel nicht ganz so zufrieden drein, kam er doch kaum zum Zuge. Ich bin mir aber sicher, dass die Sicherheit, einen zweiten starken Mann im Rücken zu wissen, Mirco wieder zu Großtaten verhalf.
Alle haben alles gegeben, wir haben den Sieg nicht geschenkt bekommen. Nach einer ausgiebigen Gesangsstunde vor den einheimischen Fans geht’s glücklich nach Hause. Der Bus mit Ronny & Anhang kommt erst spät am Deutschen Kaiser an. Dafür aber umso heftiger. Sie quellen aus dem Fahrzeug und hauen noch einmal richtig auf die Pauke. Mir geht es inzwischen auch richtig gut, ich bereue absolut nichts. Die Kinder sehe ich morgen, doch erst kommt das Bett. In mir dröhnen noch die Trommeln und Lieder, dann trägt es mich weg…
Und so folgt eine recht entspannte Woche vor dem Rückspiel in Braunspedra. Im Prinzip war die Sache gegessen. Was mich mehr beschäftigte war die Frage, ob unser Gegner den Mumm haben würde, hier aufzulaufen. Jetzt wollten wir alle auf einmal nicht genug kriegen. Und was hier los sein würde, darauf freute sich doch jeder!
Ganz heimlich, tief in mir drinnen war aber auch so etwas wie bedauern zu spüren. Hätten wir bei Borne doch nur ein knappes Ergebnis erreicht, egal ob Sieg, Niederlage oder gar ein Unentschieden, was wäre das für eine Woche geworden. Meine Nerven hätten blank gelegen, ich wäre kaum zu einer ordentlichen Handlung in diesem Zeitraum fähig gewesen. Mich hätte man sicher aus dem Verkehr ziehen müssen, um schlimmeres zu vermeiden!
Sonntag dann endlich das Rückspiel. So ruhig wie noch nie schaue ich unseren Akteuren zu. Eine starke erste Halbzeit bringt alles in trockene Tücher. Mit zehn Toren Vorsprung (nun schon 2 Punkte & 23 Tore incl. Hinspiel) sind wir durch, die Klasse ist gehalten. Gehalten – das Stichwort. Der Fisch (heißt so, weil er nach eigener Aussage Schuppen hat und auch so riecht) macht ein super Spiel, glänzt mit vielen Paraden.
Die zweite Spielhälfte bringt dann etwas Ernüchterung. Aber woher sollen die Männer auch noch Motivation schöpfen wenn alles erledigt ist und unsere Gäste jetzt überhart agieren. Die Fans feiern auf jeden Fall einen verdienten Erfolg und eine endlich wieder sehr schön anzuschauende Klaaßentruppe!
Die Hysterie danach bei Wolli hält sich dann aber in Grenzen, hatten wir unser Pulver doch schon letzten Sonntag verschossen!
Alles im allen ist jeder glücklich mit dem Ausgang dieser langen Spielzeit. Ihr habt den härteren Weg gewählt, lasst dafür sogar einige Derbys sausen. Zum Abschluss setzten wir alle zusammen einen echten Hammerschlag, welcher uns aus dem lethargischen Bewusstsein des Abstieges herausriss und für jede Menge Motivation und Gesprächsstoff sorgen wird. Wäre die Saison anders beendet worden, egal ob Abstieg oder Klassenerhalt auf normalem Wege, so würde die kommende Spielzeit ohne diese Erinnerungen beginnen. Ob das motivierend wäre, möchte ich bezweifeln.
Denkt also daran, gerade wenn es einmal nicht so läuft, zu welchen Leistungen Ihr mit Euren Fans imstande sein könnt.
Nun aber einen schönen Sommer, Holger
 

PS:
Ich möchte hiermit unbedingt erklären, dass sämtliche obigen Zeilen auf meinen eigenen Mist gewachsen sind. Der Verein kann nun rein gar nichts dafür. Auch wollte ich niemals irgendeiner zwangsläufig beteiligten Person zu nahe treten oder gar beleidigen!
Sollte dennoch unerwartet einmal eine kritische Textstelle auftauchen, bitte ich doch bitte diese so zu konsumieren, wie sie entstanden ist: mit einem Augenzwinkern!


Schnolger

 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
 

 

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