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HSV 2000 Zerbst – TSV Reichardtswerben 41:31
(16:13)
Der TSV verkauft sich in Zerbst teuer
Die ca. 200 Zuschauer in der Zerbster Sporthalle sahen ein echtes
Spitzenspiel zwischen dem Tabellendritten HSV 2000 Zerbst und dem
Vierten TSV Reichardtswerben. Die Sieben um den polnischen
Ex-Nationalspieler und Dessauer Spielertrainer Gregor Subocz setzte sich
gegen einen tapfer kämpfenden TSV schließlich mit 41:31 durch, wobei der
Erfolg für den HSV 2000 sicher einige Tore zu hoch ausfiel. Beste
Torschützen waren Kevin Jänckel mit 11 (3 Siebenmeter) und Torsten
Schmidt (HSV 15/4). „Trotz der hohen Niederlage sollten wir den Kopf
nicht hängen lassen. Wir haben alles versucht, die Zerbster in der
zweiten Hälfte noch abzufangen. Die hatten aber einfach immer die
bessere Antwort. Subocz war der entscheidende Unterschied“, so
TSV-Heimcoach Daniel Wolf-Dziura, der beim Heimspiel in Zerbst auf der
Bank saß.
Dabei begannen die Reichardtswerbener wie die Feuerwehr. Der Rückraum
mit Peter Klaaßen, Sebastian Enke und Nico Schendel – der
erfreulicherweise doch keine Sperre bekam – setzte am Anfang klare
Akzente. Ehe die Zerbster ins Spiel fanden, führte der TSV mit 5:2. Doch
auf der Zerbster Bank hatte man schnell ein Mittel gegen die
wurfgewaltigen Fernschützen parat. „ Die Manndeckung gegen Klaaßen und
Enke hat uns diesmal ganz schön aus dem Konzept gebracht. Da Graßmeyer
gegen Subocz kaum einen Stich sah, lag zuviel Last auf den
Außenpositionen. Wir haben auf Linksaußen ein Problem“, schätze auch
TSV-Präsident Gisbert Berhold ein. Die Nuthestädter übernahmen das
Kommando und konnten vor allem über den quirligen Daudert und den
routinierten Schmidt das Spiel drehen und bis zur Halbzeit auf 16:13
enteilen.
„Nach der Pause wollten wir das Tempo deutlich erhöhen, da die Zerbster
im Rückwärtsgang auch einige Probleme hatten. Phasenweise lief es nach
vorn dann richtig gut. Wir haben nur die Abwehr vergessen“, sah
Spielertrainer Peter Klaaßen Halbzeit zwei mit einigen Abstand nach dem
Spiel. Doch zuerst schlug wieder die Heimsieben zu. Der HSV erhöhte
durch den immer stärker werdenden Subocz bis auf 25:18. Wolf-Dziura zog
die Notbremse und ordnete seiner Truppe ein noch höheres Tempo an. Die
setzten dies auch um. In der Tat gelangen dem TSV durch eine
überfallartige erste Welle einige Tore, der Vorsprung schmolz noch
einmal auf vier Tore zusammen. Doch die Zerbster hatten immer ein Ass im
Ärmel. Daudert war nie zu stellen, Subocz fand auch in höchster
Bedrängnis immer noch den Nebenmann und Schmidt war im Abschluß eiskalt.
Der TSV kämpfte bis zum Umfallen, hatte aber kein Mittel gegen einen HSV
im Spielrausch.
Durch die Niederlage rutschten die Reichardtswerbener auf Platz fünf mit
17:11 Punkten, die Zerbster sind wieder Zweiter und in dieser Form
Aufstiegskandidat Nr. 1.
Daniel
TSV: Hüttig und T. Enke im Tor; Rößler, Reischke, Jänckel 11/3, J.
Schmidt 1, Klaaßen 6,
Graßmeyer 2, Voigt, Schendel 5, S. Enke 5, A. Schmidt 1
... aus Sicht des Gastgebers:
Fast 200 Zuschauer bejubelten am Ende
Zehn-Tore-Erfolg, der aufhorchen lässt!
Von Hans-Jürgen Schilling
198 Zuschauer kamen trotz bester Kaffeezeit am Sonntag in die Sporthalle
" Zur Jannowitzbrücke ". Sie wurden belohnt. In einem gutklassigen und
über weite Strecken spannenden Verbandsligaspiel setzte sich der HSV
2000 Zerbst gegen den Tabellenvierten aus Reichardtswerben mit 41:31
verdient durch. Entscheidend war die kompaktere Mannschaftsleistung der
Zerbster, die zudem in Torsten Schmidt (15 Tore) und Sebastian Daudert
die besten Torschützen in ihren Reihen hatten.
Trainer Torsten Kwoczalla musste umstellen, die fehlenden Stephan
Richter (Bronchitis) und Jonas Hohmann (Arbeit) ersetzen. Dafür saßen
wieder die Youngster Erik Lewin (17) und Sebastian Allner (17) auf der
Bank. Die Gäste reisten mit einem Sonderbus an. Anfangs befürchtete man
von der Unterstützung her Schlimmes für den HSV. Mit fortschreitender
Spielzeit dominierten dann mit ihrer Lautstärke immer mehr die Zerbster
Anhänger mit den Lindauer HSV-Fans an der Spitze. Am Ende herrschte eine
tolle Handball-Stimmung in der Halle.
Nach neun Spielminuten sangen und paukten die fast 50 Gästefans noch
lauter. Es stand 5:3 für Reichardtswerben. Der TSV präsentierte sich als
körperlich starke und sehr kompakt wirkende Mannschaft. Mit tollen
Einzelleistungen glänzte zudem Rechtsaußen Kevin Jänckel (9 Tore) und
Rückraumschütze Sebastian Enke. Der HSV suchte noch sein Spiel. Dann
legte der überragende Torsten Schmidt den Hebel um, glänzte seinerseits
mit tollen Toren. Sebastian Daudert (11 Tore) zog mit. Dazu stand immer
sicherer die HSV-Deckung, knieten sich alle besonders rein. Ralph
Steffen und Florian Kaufmann zeigten kämpferisch mehr als hundert
Prozent. Trotz Unterzahl schaffte der HSV die Führung (26./11:10). Auch
taktisch boten die Zerbster nun einiges, führten zur Halbzeit 16:13.
Zwar sangen die Reichardtswerbener Anhänger lautstark „hier regieren
wir“, der HSV präsentierte ihnen aber die Führung.
Nach der Halbzeit dirigierte immer mehr Gregorcz Subocz das HSV-Spiel,
warf zudem ganz wichtige Tore. Als eine doppelte Zeitstrafe von den
Kreisstädtern gut überstanden wurde, schwenkte der Tabellendritte auf
die Siegerstraße ein. Mit einer kompakten Mannschaftsleistung und
riesigem kämpferischen Einsatz erhöhte man Tor um Tor die eigene
Führung. Reichardtswerben versuchte gegenzuhalten, war gewiss kein
schwacher Gegner. Jetzt ging die ganze Halle mit, hörte man " HSV, HSV "
-Gesänge und verstand kaum noch sein eigenes Wort. Die Halle tobte, als
Schmidt im Doppelpack auf 21:16 erhöhte.
TSV-Trainer Wolf-Dziura merkte die Spielentscheidung, nahm eine Auszeit.
Es half nichts. Wie es im Handball so ist, die eine Mannschaft trifft,
die andere kann alles versuchen, es klappt einfach nicht. Zwar gab es in
der zweiten Halbzeit noch zwei Rote Karten (Klaaßen-TSV, Kaufmann-HSV),
unfair oder stark unsauber war das Spiel nicht. Zudem hatten beide
Schiedsrichter die brisante Partie fest im Griff, ließen keine Hektik
aufkommen. In der Schlussphase zauberte noch einmal der HSV, warfen
Daniel Wust, Markus Natho, Florian Kaufmann und Torsten Kwoczalla
sehenswerte Tore. Dazu versagten den Gästen vom „Punkt“ die Nerven,
schockte Keeper Axel Zielesniak immer wieder die Gästespieler.
Am Ende ein sicherer, dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung
verdienter und sehr wichtiger Sieg der Rolandstädter. „Nächsten Sonntag
müssen wir nach Dessau. Das wird ein ähnlich schweres Spiel“, blickte
Trainer Kwoczalla bereits kurz nach dem Spiel voraus. Wohl war. Kehren
er sowie Subocz und Richter an ihre alte Wirkungsstätte zurück, ein sehr
interessantes Derby.
Stimmen zum Spiel:
Torsten Kwoczalla (HSV 2000 Zerbst): „Es war für mich ein sehr
angenehmer Sonntagnachmittag. Die Mannschaft hat die Vorgaben mit 120
Prozent umgesetzt. In den ersten 20 Spielminuten wollten wir
gegenhalten, den Gegner kommen lassen. Dann hat die Mannschaft mit einer
tollen Gesamtleistung Reichardtswerben kontrolliert und später
ausgespielt. Die starke Abwehrleistung wurde durch die gute
Angriffsleistung aufgewertet. Es lief dann vieles besser als in den
letzten Spielen. Herausheben möchte ich keinen Spieler. Heute war es
eine tolle Leistung der gesamten Mannschaft, mit tollen
Einzelleistungen. Es war wirklich ein prima Sonntagnachmittag. Die
Leistung hat gestimmt, das Ergebnis ist super und die Fans waren gut
drauf. Ich bin sehr zufrieden. Es hat Spaß gemacht.“
Daniel Wolf-Dziura (TSV Reichardtswerben): „Wir wollten heute hier zwei
Punkte holen. Auf Grund der Spielanteile fiel das Ergebnis zu hoch aus.
Ich war heute, bis auf einen älteren Spieler, mit der kompletten Truppe
hier. Man muss bedenken, wir sind ein Dorf mit 2100 Einwohnern. Alle
Spieler wohnen auch dort. Im letzten Jahr haben wir noch gerade durch
die Relegation die Verbandsliga geschafft. In diesem Jahr stehen wir
weiter oben, so ist das mit uns. Einen Mann mit der Routine von Subocz
haben wir nicht, das war heute ein großer Unterschied. Haben wir vorn
eins geworfen, kam sofort das Gegentor. Das hätten wir verhindern
müssen. Ich bin immer noch erbost über die Sache mit dem Hinspiel.
Zerbst hätte ruhig warten können. Okay, entschieden wurde nach den
Regeln, das ist richtig. Wir spielen aber alle in unserer Freizeit
Handball. Da verstand ich die Reaktion von Kwoczalla (HSV-Trainer
Kwoczalla – d. Red.) nicht.“
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